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Kultur: Stadt in Serie

Fotos von Evelyn Hofer in der C/O-Galerie

Sie ist so etwas wie die große Unbekannte der Gegenwartsfotografie: Evelyn Hofer, 1922 in Marburg geboren, 1933 mit ihrer Familie in die Schweiz emigriert, später nach Mexiko und seit 1947 in New York zu Hause. Ein reiches Oeuvre hat sie vorzuweisen, das sich von Städte- und Länderessays über die Porträtfotografie bis zu fotografischen Stillleben spannt. Vielleicht ist es die Breite des Werks, vielleicht die durchaus konservative, im besten Sinne altmodische Auffassung von der Fotografie als einem Medium der Abbildung von Wirklichkeit, das einer größeren Bekanntheit bisher im Wege stand. Mit der Ausstellung in der Berliner C/O-Galerie und einer parallelen Buchveröffentlichung bei Steidl hat man Hofers Werk nunmehr vor Augen (C/O Berlin, Linienstraße 144, bis 1. Mai, Mi–So 11-19 Uhr. – Evelyn Hofer. Steidl Verlag, Göttingen 2004, 312 S., 65 €).

Evelyn Hofer hat als Werbe- und Modefotografin begonnen. Ihr ausgeprägter Sinn für das Arrangieren von Bildern mag daher stammen; nicht im Sinne der Verfälschung von Wirklichkeit als vielmehr ihrer Schärfung. In Serien wie jener zu Dublin Mitte der Sechzigerjahre gelingt es Hofer, die Atmosphäre des Ortes zu einer gültigen Aussage auch über den seelischen Zustand des Ortes zu verdichten. Selbst in Paris, dieser so unendlich oft fotografierten Stadt, gelingen ihr eindrückliche Aufnahmen; in New York sowieso. Es sind niemals Schnappschüsse; über die Jahrzehnte hat Hofer mit einer 4x5- Zoll-Linhoff-Plattenkamera gearbeitet, die lange Belichtungszeiten meist um die halbe Sekunde erfordert – und jene an Nuancen so überreichen, gestochen scharfen Bilder liefert, in denen jedes Detail, selbst wenn es der erste Blick noch übersieht, zum Gesamteindruck unverzichtbar beiträgt.

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