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Kultur: Stahltänzer

Zum Tod des Berliner Bildhauers Volkmar Haase.

Kantige Stahlgebilde heben funkelnd vom Boden ab. Ihre Winkel und Kurven schwingen federleicht in die Lüfte – mal mehrfach verschlungen und in sich verdreht, mal geradlinig eine zentrierte Kugel berührend. Die Skulpturen von Volkmar Haase bringen das starre und kalte Material zum Tanzen. Allein in Berlin finden sich rund 50 Freiplastiken des 1930 geborenen Bildhauers. Mit seinen konstruktiven Kuben, Pfeilern und Bändern hat sich Haase in den öffentlichen Raum seiner Geburtsstadt eingeschrieben.

Dabei hatte der Sohn eines Silberschmieds zunächst Malerei an der heutigen Universität der Künste studiert, schloss 1958 als Meisterschüler von Max Kaus ab. Doch bereits der Vorkurs des Bildhauers Hans Uhlmann ebnete den Weg zum Dreidimensionalen. Und beim Radieren entdeckte Haase, dass ihn die Platte weit mehr fasziniert als der eigentliche Druck. Nach ersten Eisenskulpturen folgt Mitte der sechziger Jahre die Hinwendung zum Edelstahl. Die glatt geflexte Oberfläche mit ihrem flirrenden Lichtspiel wird zu seinem Markenzeichen – für fast drei Jahrzehnte. Wie überhaupt das Formenrepertoire elementare Fragen der Bildhauerei mit großer Beständigkeit behandelt. Variationen entstehen im Zeitraum von Dekaden. Den Faltungen und Fächern folgen kubische Raumschichtungen, Dreieckformationen und Diagonalen, aus denen sich ab 1977 die imposanten Variationen um die antike Laokoon- Gruppe entwickeln. Als letztes großes Thema die Wogen der Neunziger, mit denen Haase auch zum Eisen zurückkehrt.

„Die Skulpturen zeigen die Möglichkeiten einer in sich schlüssigen, im Grunde einfachen Idee“, so der Künstler 1987 in einem Interview. Seinen Wurzeln in einer reduzierten, klaren Abstraktion im Geiste der späten fünfziger Jahre ist Volkmar Haase stets treu geblieben. Eine Konsequenz, die die Skulpturen bisweilen ein wenig dekorativ anmuten lässt.

Neben dem Kladower Atelier bezog der Künstler mit seiner Familie 2003 ein ehemaliges Rittergut in der Uckermark mit Skulpturengarten und Ausstellungsräumen. In den letzten Jahren musste der Bildhauer mit einem Herzschrittmacher leben, gearbeitet hat er dennoch. Allein 2011 produzierte er vier monumentale Skulpturen. Wie jetzt erst bekannt wurde, verstarb Volkmar Haase am 14. August im Alter von 81 Jahren. Michaela Nolte

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