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Kultur: Starschnittbögen

wundert sich über die Rückkehr der Hirsche Im Literaturbetrieb fallen schon einmal Urteile, die in der Kunstkritik tabu sind. „Schund“, „Schmarrn“, „Was Dümmeres zu erwerben, können Sie kaum anstellen“ hieß es etwa über Bestseller im Tagesspiegel vom 12.

wundert sich über die Rückkehr der Hirsche Im Literaturbetrieb fallen schon einmal Urteile, die in der Kunstkritik tabu sind. „Schund“, „Schmarrn“, „Was Dümmeres zu erwerben, können Sie kaum anstellen“ hieß es etwa über Bestseller im Tagesspiegel vom 12. September. Manchmal möchte man das auch über Ausstellungen sagen dürfen.

Zum Beispiel angesichts der Werke von Hannah Dougherty, die gerade in der Galerie Klara Wallner ausgestellt sind (Brunnenstraße 14; bis 3. November.) In allen Bildern tauchen Elemente auf, die sich auch bei anderen Künstlern finden: André Butzer, Andreas Hofer, Jonathan Meese und Daniel Richter. Und nicht nur dort: Auch die Designer von Frisörsalons, Tatoo-Läden und Clubs beherrschen pittoreske Grufti-Grafik nebst Ecstasy-Flashbacks. Ihre Kombinationen aus Comic und Archaik, Industrie- und Tierwelt, Piktogramm, Starschnitt und Kinderzeichnung haben Hirsche, Höhlen und Homunkuli wieder salonfähig gemacht. Der Mix als Mythologieersatz gefällt. So ist auch Doughertys Werk ein Bestseller mit ausverkauften Ausstellungen und einer Warteliste geworden (Preise von 1650 Euro bis 6000 Euro). Bleibt die Frage, ob es sich um einen Aufguss von Arte Cifra und „individuellen Mythologien“ handelt, die Künstler wie Penck, Cucchi, Basquiat einst entwickelt haben. Neu ist die Höhle als Großmetapher, in der die Neo-Primitivisten die Tricks von Rorschach-Tests beleben: Pseudo-Dekor. Frisöre lassen nach fünf Jahren alles frisch malen: neue Mode, neues Glück.

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Der Neo-Primitivismus hat bei Nadja Schöllhammers filigran überbordenden Schicht-Collagen in der noch jungen Galerie Momentum eine verspielte Variante gefunden (Margaretenstraße 10; bis 6. November). Hirschgeweihe, Elche und Homunkuli fehlen auch hier nicht. Doch Kinderbuch-Interpretationen mit Party- Teufeln in Pink überwiegen. „Come in and find out“ hieß eine ihrer Scherenschnitt-Installationen im letzten Jahr, die sie jetzt als Höhlenfantasie ins Chaos geordnet hat. Ausgewählte Details bietet die Galerie jetzt auch als Zeichnung an (450 bis 950 Euro). Mit dem Werbeslogan der Parfümeriekette Douglas „Kommen Sie herein. Sie finden bestimmt etwas“, macht sie, wie Dougherty, einen artigen Knicks: alles handgemacht, alles für Sie, alles Kosmetik.

Peter Herbstreuth

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