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Kultur: Stein oder Nicht-Stein

Die Inszenierung des ungekürzten "Faust" auf der EXPO 2000 in Hannover ist gesichert - oder etwa nicht? / Ein Gespräch mit Tom StrombergAm kommenden Donnerstag wird in Berlin das Kulturprogramm zur EXPO 2000 vorgestellt.

Die Inszenierung des ungekürzten "Faust" auf der EXPO 2000 in Hannover ist gesichert - oder etwa nicht? / Ein Gespräch mit Tom StrombergAm kommenden Donnerstag wird in Berlin das Kulturprogramm zur EXPO 2000 vorgestellt.Mit Spannung wird dabei die Antwort auf die Frage erwartet, ob Star-Regisseur Peter Stein die ungekürzte Version des "Faust" im Sommer 2000 in Hannover inszenieren und ob die Aufführung auch nach Berlin kommen wird.Im Gespräch mit Moritz Müller-Wirth wollte sich Tom Stromberg, verantwortlich für das Kulturprogramm, dazu eigentlich nicht äußern. TAGESSPIEGEL: Auf der Einladung zur Präsentation des EXPO-Kulturprogrammes ist ein Foto von Peter Stein zu sehen.Wie konnte das passieren? STROMBERG: Das kann nur ein Versehen sein. TAGESSPIEGEL: Man erzählt sich, Steins langgehegtes Projekt, Faust I und II auf der EXPO und in Berlin zu inszenieren, sei unter Dach und Fach. STROMBERG: Das kann nur ein Versehen sein. TAGESSPIEGEL: Was werden Sie nächste Woche dazu sagen? STROMBERG: Es kann sein, daß wir uns da vor der Presse die Hände reichen und das Projekt ganz offiziell für immer begraben. TAGESSPIEGEL: Das wäre peinlich ... STROMBERG: ...stimmt. TAGESSPIEGEL: ...und nicht sehr wahrscheinlich. STROMBERG: Stimmt auch. TAGESSPIEGEL: Was fehlt noch? STROMBERG: Es fehlt ein eindeutiges Bekenntnis von politischer Seite und noch ein wenig Geld.Ich bin optimistisch. TAGESSPIEGEL: In beiden Fällen scheint Berlin nicht eben ein Hoffnungsträger. STROMBERG: Der gesunde Menschenverstand sagt: Der "Faust" gehört nach Berlin, wohin denn sonst? TAGESSPIEGEL: Mit wem verhandeln Sie? STROMBERG: Ich verhandele mit Herrn Schitthelm von der Schaubühne, aber auch mit zwei anderen Theaterleitern in Europa. TAGESSPIEGEL: Im Jahr 2000 übernimmt Thomas Ostermeier die Schaubühne.Was sagt er zu Ihren Plänen? STROMBERG: Er wäre in seiner Arbeit nicht betroffen.Der "Faust" würde ja auch nicht im Schaubühnen-Haus stattfinden, sondern in einer externen Halle. TAGESSPIEGEL: Wie lange würde gespielt, wie teuer wäre die Sache? STROMBERG: Vom Probenbeginn 1999 bis zur letzten Vorstellung sind drei Jahre geplant.Insgesamt 200 Vorstellungen, davon 50 während der EXPO.Wir schätzen die Gesamtkosten auf 28 Millionen Mark. TAGESSPIEGEL: Der Steinsche Faust wäre nicht der erste EXPO-Faust. STROMBERG: Ach ja. TAGESSPIEGEL: Auf der Weltausstellung 1937 in Paris gab es schon einmal beide Teile, damals inszeniert von den Schülern Rudolf Steiners. STROMBERG: Dieses Argument wollten wir als zusätzlichen Trumpf eigentlich erst später ziehen. TAGESSPIEGEL: Haben Sie noch andere im Ärmel? STROMBERG: Nun, wenn man bedenkt, daß im Jahr 2000 die Zugdistanz zwischen Hannover und Berlin etwa 90 Minuten beträgt, kann man sich vorstellen, was dies für Berlin bedeutet.Die Welt kommt zur EXPO nach Hannover und kann, auch für einen Abend, nach Berlin reisen und wieder zurück. TAGESSPIEGEL: Abends, da haben in Berlin die meisten Museen zu, im Sommer auch die Theater. STROMBERG: Genau das ist der Punkt.Hier müssen wir die Energie, die hinter der EXPO steht, nutzen.Wir verhandeln gerade über eine Sommerbespielung der Theater.Das ist eine einmalige Chance auch für Berlin.Unsere Berliner Gesprächspartner sind da sehr kooperativ.Sie haben erkannt: die EXPO in Hannover ist zur Jahrtausendwende auch das herausragende Ereignis für Berlin.Da in Hannover schon jetzt die "Faust"-Veranstaltungen so gut wie ausverkauft sind, werden die Leute ab dem Herbst sowieso nach Berlin ausweichen.

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