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Foto von Frank-Walter Steinmeier

© dpa

Steinmeier initiiert Europäische Schriftstellerkonferenz: Die Wirklichkeit braucht Träumer

Außenminister und Literaturfreund Frank-Walter Steinmeier lädt zur Europäische Schriftstellerkonferenz, um über Europa zu diskutieren. Am Ende soll ein fantastisches Manifest stehen.

Von Gregor Dotzauer

Vor einem Vierteljahrhundert, im Mai 1988, fand in der Mauerstadt Berlin schon einmal eine Gruppe internationaler Schriftsteller zusammen, um sich über Europas Zukunft den Kopf zu zerbrechen. Nun, 26 Jahre später, will eine zweitägige Veranstaltung unter dem Titel „Europa – Traum und Wirklichkeit“ an das damalige Treffen anknüpfen – und muss sich dabei mit einer grundlegend neuen Situation auseinandersetzen. Die Teilung des Kontinents durch den Eisernen Vorhang ist zwar aufgehoben, dafür sind neue kulturelle und ökonomische Fremdheiten entstanden, die nicht einfach entlang der Grenzen von EU-Mitgliedsstaaten und beitrittswilligen Ländern verlaufen. Und umgekehrt: Was hält dieses Europa eigentlich zusammen, wenn es überhaupt von einer gemeinsamen Erzählung zusammengehalten wird? Wo ist das Zentrum, und wo ist die Peripherie?

Auf die Initiative von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, der die Europäische Schriftstellerkonferenz noch als SPD-Fraktionsvorsitzender und erklärter Literaturfreund anregte, haben die Autoren Antje Rávic Strubel, Mely Kiyak, Nicol Ljubic und Tilman Spengler 30 Kollegen und Kolleginnen eingeladen, am 8. und 9. Mai im Atrium der Alfred-Herrhausen-Gesellschaft Unter den Linden öffentlich und bei freiem Eintritt über Europa zu diskutieren – und zwar nicht in politischen Formeln, sondern mit der ganzen Lebendigkeit des literarischen Wortes, das auch auf die unscheinbarsten persönlichen Erfahrungen zurückgreifen darf. Die Eröffnungsrede wird der ungarische Schriftsteller György Dalos halten, der schon an der Konferenz 1988 beteiligt war – wie auch die Seniorin des Treffens, die ungarische Philosophin Ágnes Heller, und der deutsche Schriftsteller Peter Schneider. Am 8. Mai findet im Deutschen Theater überdies eine Lange Nacht der Europäischen Literatur statt.

Zu den Eingeladenen gehören der Portugiese Gonçalo M, Tavares, der Serbe Vladimir Arsenijevic, die Dänin Janne Teller, der Belorusse Alhierd Bacharevic, der sunnitische Kurde Seyhmus Diken, die Moldauerin Nicoleta Esinencu, die Griechin Ersi Sotiropoulos und der Schotte John Burnside – prominente Stimmen mehrerer Generationen, oft bereits ins Deutsche übersetzt und doch vielfach erst noch kennenzulernen. Der erste Tag gilt dem Gespräch untereinander, der zweite bringt die Autoren auch mit Politikern und Ökonomen zusammen. Am Ende soll übrigens ein Manifest stehen – nicht als harte Resolution, sondern als aus vielen persönlichen Thesen zusammengesetzte Fantasie. Weitere Informationen unter www.europatraumundwirklichkeit.eu. Dort findet sich ab 7. April auch das vollständige Programm.

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