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Stella Donnelly veröffentlichte kürzlich ihr Debütalbum "Beware Of The Dogs".

© Pooneh Ghana

Stella Donnelly live in Berlin: Achtung, bissig!

Die australische Indie-Pop-Musikerin Stella Donnelly gab im Badehaus Berlin ein mitreißendes Konzert.

Stella Donnelly nennt ihren Sound ein gemütliches Bett. Das trifft auf ihre Musik zu, mit ihren Songtexten schubst sie das Publikum allerdings direkt wieder aus diesem heraus. Oder zieht zumindest die Decke weg. In „U Owe Me“ zum Beispiel rechnet Donnelly mit einem übergriffigen Barbesitzer ab.

Als sie bei ihrem Konzert im Berliner Badehaus die ersten Akkorde auf ihrer E-Gitarre anschlägt, hält sie kurz darauf wieder inne, um dem Publikum eine Referenz zu erklären. „Ich singe an einer Stelle über ,VB’, ein sehr schlechtes Bier aus Australien. Habt ihr sowas auch in Deutschland? Schlechtes Bier? Ne, oder?“, im Handumdrehen hat sie den gesamten Raum auf ihrer Seite. Donnellys Präsenz gibt jedem Song eine Wucht, die die Intensität ihres kürzlich erschienenen Albums „Beware Of The Dogs“ noch übertrifft. Ihre Stimme klingt an manchen Stellen zerbrechlich, an anderen so kräftig, als könnte sie die Luft im Raum zerschneiden.

Leichte Melodie, harter Text

Nach einem Liebeslied und dem darauffolgenden Trennungssong – sie beteuert, dass zumindest einige Monate dazwischen lagen –, folgt endlich ihr bekanntestes Stück „Boys Will Be Boys“. Donnelly schrieb es nur wenige Tage, bevor die #MeToo-Bewegung Fahrt aufnahm. Sie findet klare Worte gegen all jene, die die Verantwortung einer Vergewaltigung dem Opfer zuschreiben: „Why was she all alone?/ Wearing that shirt that low?/ They said, boys will be boys./ Deaf to the word ,no’.“ Die süßlich-leichte Gitarrenmelodie steht im krassen Widerspruch zu den detaillierten Beschreibungen sexualisierter Gewalt.

Für Songs wie „Old Man“, „Watching Telly“ und „Season’s Greetings“ kommt ihre vierköpfige Band dazu. Sorglose Pop-Rhythmen treffen auf Texte gegen patriarchale Strukturen, Abtreibungsgegner und chaotische Familienfeiern, wobei Donnelly gerne Redewendungen zu humorvollen Punchlines verdreht.

Die Musikerinnen und Musiker albern auf der Bühne herum, spielen die Gitarre auf dem Boden liegend, tauschen ihre Instrumente, führen eine kleine Choreografie auf und joggen zum EDM-Verschnitt „Die“. Es ist schwer, das breite Lächeln Donnellys nicht zu erwidern. Als Zugabe covert sie den Song einer „noch unbekannten Band“. Die habe es verdient, weiter empfohlen zu werden. Stella Donnelly verabschiedet sich mit „Across the Universe“ von den Beatles.

Alexandra Ketterer

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