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Kultur: Stern im Haar

Die NGBK-Galerie zeigt „Raumschiff Jugoslawien“

Wie ein Flugzeug-Wrackteil ragt das „Denkmal für die Mutigen“ in den Himmel. Es wurde 1969 in der Nähe der serbischen Ortschaft Mamka zu Ehren von Partisanenkämpfern errichtet, die hier im Zweiten Weltkrieg eine große Schlacht schlugen. Knapp 40 Jahre später ist die weihevolle Atmosphäre zerstört: Neben dem von Miodrag Živkovik entworfenen Monument steht die Ruine einer serbisch-orthodoxen Kirche – ein illegales Bauwerk. Hochsymbolisch prallen zwei Epochen in dieser Panorama-Aufnahme von Marko Krojam aufeinander. Sie ist Teil einer eindrucksvollen Serie, die den heutigen Zustand der jugoslawischen Revolutionsdenkmäler zeigt, von denen nach 1945 mehr als 20 000 errichtet wurden. Heute verfallen sie, sind zweckentfremdet oder demontiert.

Die Gruppenausstellung „Raumschiff Jugoslawien – Die Aufhebung der Zeit“ in der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst thematisiert aus aufschlussreichen Blickwinkeln die Erinnerungskultur sowie die gegenwärtigen Übergangsprozesse der post-kommunistischen Gesellschaften. So zeigt etwa die Videoarbeit „SubDocumentary“ von Adela Jušik und Lana Mmajmanin anhand des Sportkomplexes Skenderija – früher das repräsentative und soziale Zentrum Sarajevos – wie ein Ort neu codiert wird. Künstler arbeiten jetzt hier. Sie sind froh über den Freiraum, aber frustriert von der Apathie und dem Stillstand, der sie umgibt. Einfallsreich verarbeitet der Kroate Igor Grubik die Zeitenwende in seinen „366 Liberation Rituals“. Er rasierte sich einen Stern in die Haare, radelte mit einer roten Flagge durch die Stadt oder vermummte Kämpfer-Skulpturen mit roten Gesichtstüchern. Von seinen Aktionen sind Fotos in der Ausstellung zu sehen. Außerdem wird Grubik am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow ein Aktion im Geiste seiner Ritual-Serie durchführen. Nadine Lange

Oranienstr. 25, bis 30.10., tägl. 12-19 Uhr, Do-Sa bis 20 Uhr

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