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Hallo Nachbar! Tongefäß in Fledermausform (Mittelamerika, 5.-8. Jahrhundert).

© SMB, Ethnologisches Museum

Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Etat steigt auf über 330 Millionen Euro

Die Stiftungs-Finanzen stimmen, der Etat wächst - trotz leicht sinkender Besucherzahlen.

Nanu! Wer hockt denn da zwischen Fortuna und Zeus, zwei der antiken Götterstatuen in der Rotunde des Alten Museums? Es ist ein – eigentlich ein Niemand, jedenfalls wird das Wesen mit aufgerissenem Maul vorgestellt als „Objekt in Fledermaus-Form aus der Kultur der Zapoteken“, wohl als Räuchergefäß gebraucht und zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert in Mittelamerika hergestellt.

Das ist also einer der „Neuen Nachbarn“, von denen es in Zukunft immer mehr geben soll, Objekte von Sammlungen der Staatlichen Museen, die andere Sammlungen besuchen und zur wechselseitigen Betrachtung und zum Austausch anregen sollen. Wer immer noch glaubt, die Eröffnung des Humboldt-Forums Ende 2019 werde ein isolierter Akt bleiben, der sah sich gestern bei der Jahrespressekonferenz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) eben im Alten Museum eines Besseren belehrt. Der Gedanke der Globalisierung und globalen Vernetzung ergreift alle Einrichtungen der Stiftung.

Hätte SPK-Präsident Hermann Parzinger nicht bei jeder Jahres-PK einen solchen Marathon an unterschiedlichsten Informationen zu absolvieren, er als Mastermind der Stiftungs-Globalisierung könnte den ganzen Vormittag von „Neuen Nachbarn“ erzählen. So bleibt es bei Stichworten – afrikanische Kunst im Bode-Museum, China und Ägypten im Neuen Museum –, all’ das soll „die multiperspektivische Herangehensweise des Humboldt-Forums in diesem Sommer erlebbar machen“. Parallel dazu wird „die Zusammenarbeit mit den Herkunftsländern“ von Objekten der Ethnologischen Sammlungen weiter ausgebaut – „man spricht immer von shared heritage, aber letztlich ist es auch shared history“.

Vieles wird möglich, weil – endlich einmal wieder – die Finanzen stimmen: Parzinger kann einen Wachstumssprung des Betriebshaushaltes der SPK von 183 auf 195 Millionen Euro konstatieren; zugleich wächst der Bauhaushalt auf 136 Millionen Euro. Insgesamt wächst der Haushalt der Stiftung von 290 auf 331 Millionen Euro. Zudem wird der Umzug der Dahlemer Sammlungen nach Mitte mit 5,2 Millionen Euro Sondermitteln bedacht.

Die Staatsbibliothek – ihre Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf kann ihre Freude kaum zügeln – erhält, 7,75 Millionen Euro Sondermittel: für Bestandserhaltung – das Dauerthema aller Bibliotheken angesichts vergilbender Papierbestände –, und um zuletzt gerissene und bitter beklagte Lücken in den Erwerbungen nachholend schließen zu können. „Das Jahr 2017 wird in der Geschichte der StaBi als ein besonderes eingehen“, erklärte Schneider-Kempf. Mit dem späteren Hinweis, die „Durchwegung“ des Hauses 2/Potsdamer Straße werde mit Blick auf die in drei bis vier Jahren zu beginnende Generalsanierung untersucht, hatte sie ein weiteres Puzzleteilchen für ein pulsierendes Kulturforum parat.

Besucherzahlen sind stabil, trotz der Schließung des Pergamon-Museums

Einnahmen erzielt die Stiftung vorwiegend in Gestalt von Eintrittsgeldern; sie summieren sich auf 26,8 Millionen Euro. Drittmittel für Forschungsvorhaben, Ausstellungen und weitere Projekte schlagen mit 27,5 Millionen Euro zu Buche.

Die Besucherzahlen sind insgesamt recht stabil geblieben, trotz der Schließung des Pergamon-Museums und der Neuen Nationalgalerie. Insgesamt beträgt die Zahl der Besuche 3,65 Millionen (nach 3,8 Millionen im Vorjahr), wovon die Museumsinsel 2,3 Millionen verbucht, das Kulturforum – nur oder immerhin, je nach Sichtweise – 467 000. Eindrucksvoll ist der Erfolg des Hamburger Bahnhofs, Teil des Komplexes „Nationalgalerie“: Das Haus der aktuellen Kunstszene zählte fast 400 000 Besuche. Dass die Sonderausstellungen der Staatlichen Museen im internationalen Vergleich nicht mithalten können, steht auf einem anderen Blatt. „El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez“ in der Gemäldegalerie lockte nicht mehr als 152 000 Besucher an, das zeigt: Da ist noch Potenzial „nach oben“.

Das wollen die Staatlichen Museen, so ihr Generaldirektor Michael Eissenhauer, durchaus angehen. Man werde „die Aufenthaltsqualität im Gebäude verbessern“, digitale Informationsmöglichkeiten sollen hinzukommen, W-LAN wird Einzug halten, im Außenraum werden LED-Leuchtwände installiert. Die Beschriftung in der Gemäldegalerie wird dreisprachig erneuert.

Bildung und Vermittlung werden immer wichtiger, je heterogener das Publikum wird. Mit dem „Haus Bastian“, der großzügigen Schenkung des Galeriehauses gegenüber der Museumsinsel durch das Sammlerpaar Bastian, wird ein eigenes „Zentrum für kulturelle Bildung und Vermittlung“ möglich (das nebenbei den diesbezüglichen Raummangel in der Planung des Eingangsgebäudes namens James-Simon-Galerie glücklich überspielt). Anfang kommenden Jahres soll das Haus „einem breiten Publikum zur Verfügung stehen“. Klar, dass da alles „interkulturell“, „inklusiv“, „museumsübergreifend“ und „interdisziplinär“ zugehen soll; doch scheint da tatsächlich eine neue Qualität der Vermittlung zu entstehen, die die Institution Museum in einer rapide sich wandelnden Gesellschaft zu verankern hilft.

Große Bauereignisse wird das Jahr 2017 nicht feiern können; gefeiert wird der 250. Geburtstag des preußischen Bildungsreformers Wilhelm von Humboldt im Juni. Ansonsten beruhigt der Hinweis Parzingers, der Bau der James-Simon-Galerie gehe planmäßig voran. Es ist zu hoffen, dass sie nach langer Verzögerung bald an ein gutes Ende kommt. Und zur Inbesitznahme durch die Öffentlichkeit, den ideellen Gesamtbauherren aller Anstrengungen.

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