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Kultur: Strahlende Sterne

KLASSIK

Um die halbe Welt ist die Jury um Intendant Siegfried Matthus gefahren, die Allerbesten in harten Wettbewerben auszuwählen: elf Topstimmen für seine Kammeroper Schloss Rheinsberg , Kreis Ostprignitz-Ruppin. Und weil Luxus immer teuer ist, half Mercedes-Benz mit einer Benefizgala in der „Eventwelt am Salzufer“: Standesgemäß ließ man die Berliner Staatskapelle unter der umsichtigen Leitung von Julien Salemkour auffahren. Lorraine Hinds wurde sogar extra vom Gastgeber aus New York eingeflogen – und bestätigte ebenso wie ihr Kollege aus Bloomington, der Bariton Harold Wilson , das gute alte Vorurteil vom hochprofessionellen Amerikaner. Hier sitzt zwar nicht unbedingt jeder Ton, dafür aber Robe und Auftritt. Hinds vitale Rosina aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ machte Lust auf mehr. Wilson, derzeit Stipendiat an der Deutschen Oper Berlin, bringt zwar noch nicht den nötigen Tschaikowsky-Schmelz für den Onegin mit, dafür aber eine strahlende Höhe.

Je weiter entfernt, desto höher hinaus? Nein, manchmal reichen Bus und Bahn: Die Kostprobe der 24-jährigen Berliner Mezzosopranistin Barbara Heising , Cherubino-Canzonette aus Mozarts "Figaro", verführte unbedingt zum Ausflug nach Rheinsberg. Held des Abends aber ist ein Märker: Sozialpädagoge Marco Jentzsch (28) studiert erst seit wenigen Monaten, hat aber seinen kraftvoll-heldischen Tenor so staunenswert gut im Griff, dass man dem Potsdamer den alteuropäisch-unprofessionellen Auftritt gern verzeiht. Das ist mehr als Verführung. Wer für ihn nicht in die Ostprignitz fährt, soll doch in New York versauern!

Helge Rehders

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