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Kultur: Strand und Promenaden

Heisig, Hofer, Hüppi: Vorbesichtigung im Haus Lehr.

Der Lenz wirft sein grünes Band noch zögernd, was aber den Auftakt zur Frühjahrsauktion bei Irene Lehr nicht trübt. Auch die Wetter, die über Lyonel Feiningers „Fisherman“ (um 1936) hinwegziehen, scheinen zerrissen. Doch verwandelt der einstige Bauhaus-Meister den Zwiespalt der Natur ins wunderbar Kristalline. Das Aquarell dominiert ein Wolkenschleier aus dunkel lavierter Feder, betont von einem Tuschedreieck. Das zartblaue Streiflicht am Horizont behauptet sich dennoch. Hoffnungsschimmer für den winzigen Fischer, der sein Boot durch bewegte Wasser lenkt. Feiningers Papierarbeit gehört zu den Highlights der Vorbesichtigung. In der Auktion soll es 30 000 Euro einspielen.

Glatt die doppelte Erwartung weckt Karl Hofers Ölbild „Stillleben mit Äpfeln und Birnen“ aus den 20er Jahren. Eine genrehafte Darstellung mit der typischen Melancholie und dem gedämpft leuchtenden Kolorit des großen Realisten. In der klassischen Moderne ragen überdies eine locker skizzierte „Bordellszene“ von Ernst Ludwig Kirchner (8000 Euro) sowie ein großes Aquarell für 10 000 Euro heraus, nicht minder dynamisch hat darauf sein Brücke-Kollege Karl Schmidt-Rottluff um 1960 die „Ostseeküste mit Segelbooten“ eingefangen. Der Titel des 660 Losnummern umfassenden Katalogs ist dem Dresdner Landschaftsmaler Theodor Rosenhauer gewidmet. Für sein eigenwillig schönes „Convento da Arrabida“ von 1981 werden 20 000 Euro erwartet. Daneben ist die Kunst ostdeutscher Provenienz mit einem Konvolut von Gerhard Altenbourg, Werken von Hermann Glöckner aus allen Schaffensphasen sowie drei kapitalen Ölbildern von Bernhard Heisig (25 000-28 000 Euro) vertreten. Doch Lehrs ursprünglicher Schwerpunkt scheint sich auch zur internationalen Kunst der Sechziger und Siebziger zu verlagern. Angeführt wird die starke Offerte von Asger Jorns Collage „Promenade lunaire“. Der geschichtete Plakatabriss zeigt den dänischen Cobra-Künstler 1969 im Zeichen des Nouveau Realisme (8000 Euro). Mit 2000 Euro vorsichtig bewertet ist ein raues Holzrelief, das Alfonso Hüppi 1967 silbern und weiß veredelt hat. Auch der monochrome „Raum in Auflösung“ des 1987 verstorbenen Kärntners Hans Bischofshausen scheint schon im Vorfeld das Potenzial zu mehr als den geschätzten 5000 Euro zu haben.

Ein eigener Raum ist Curt Lahs gewidmet, von dem über hundert kubistisch-konstruktive Bilder und Papierarbeiten in einer Sonderauktion am 24. Mai versteigert werden. Nach seinem Tod im Jahr 1958 geriet der Maler in Vergessenheit. Nun kann er zu Taxen zwischen 150 und 3500 Euro wiederentdeckt werden. Michaela Nolte

Auktionshaus Irene Lehr, Sybelstr. 68; Vorbesichtigung bis 25. 4., tägl. 12–19 Uhr. Auktion (Berlin Excelsior Hotel, Hardenbergstr. 14): 27. 4., 13 Uhr.

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