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Kultur: Strauß aus Sträußen Shao-Chia Lü dirigiert das

1999 ist neben dem Großjubiläum des "Dichterfürsten" aus Weimar auch ein Strauß-Strauss-Jahr zu begehen.Johann Strauß, der Wiener Walzerkönig, ist vor einem ganzen, Richard Strauss, der Garmischer Meister, vor einem halben Jahrhundert gestorben.

1999 ist neben dem Großjubiläum des "Dichterfürsten" aus Weimar auch ein Strauß-Strauss-Jahr zu begehen.Johann Strauß, der Wiener Walzerkönig, ist vor einem ganzen, Richard Strauss, der Garmischer Meister, vor einem halben Jahrhundert gestorben.Da beide vielgespielte Repertoire-Komponisten sind, ist zu erwarten, daß neben gründlicher Pflege ihrer beliebten Werke auch solche ihrer zu Recht weniger beliebten Werke stattfinden wird.

Die Komische Oper Berlin, die sich auf die Premiere der "Ariadne auf Naxos" vorbereitet, ein Stück, das der ersten Kategorie zuzuordnen ist, stimmt konzertant mit ihrem Strauß aus Sträußen in heiterer Neujahrsatmosphäre auf das Gedenkjahr ein.Dazu gehört auch Oscar Straus, der vor 45 Jahren in Bad Ischl gestorben ist, ein wienerischer Offenbach-Kopf, von den Nazis in die Emigration gezwungen.Die Ouvertüre zur Operette "Die lustigen Nibelungen" läßt den Eigenton des Komponisten aufklingen, wenn die Musik mit dunkel eingefärbtem Kontrapunkt anhebt.Auch fehlt Josef Strauß mit den "Dorfschwalben aus Österreich" nicht, seinem größten Erfolg.Schüchtern von Natur und physisch anfällig, ist dem Bruder des Johann (Sohn) das Schicksal als Komponist beschieden, in das Gesamtschaffen der Familie Strauß eingemeindet zu werden.

Aber Richard Strauss und Johann Strauß dominieren das Neujahrskonzert in der Komischen Oper.Shao-Chia Lü, vormals Erster Kapellmeister an der Behrenstraße, jetzt Generalmusikdirektor in Koblenz, erweist sich wiederum als ein Musiker, der mit Sensibilität nach vorn strebt.Es steht der Partitur nicht schlecht, wenn sich unter diesem Dirigenten das "lerchenauisch Glück" eher diskret austobt.Nachklang einer Ära, Farbenspiel.Der Walzerfolge aus der Oper "Der Rosenkavalier" geht die Szene zwischen Octavian und Sophie voran, gesungen von Cornelia Helfricht und Anna Korondi, die aus dem Duft der Rose einen Gruß vom Himmel zu zaubern weiß.Der Rest ist Operette, Polka, Galopp mit kalkuliertem Schwung, vor allem Walzer, und die Musiker der Komischen Oper sind so motiviert, daß kein Pizzicato daneben zirpt.Daniel Kirch aus Köln geht noch seinen Gesangstudien nach, kann aber mit dem jugendlichen Aufgebot seiner Tenorstimme schon freigebig umgehen.So lehrt das Programm unter Shao-Chia Lü zum Schluß, daß Wiener Blut kosmopolitisch übertragbar ist.SYBILL MAHLKE

Wiederholungskonzerte am heutigen Sonntag, 15 und 19 Uhr.

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