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Umstrittene Großbaustelle: der Neubau des Berliner Stadtschlosses.

© Jens Kalaene/dpa

Streit um Humboldt-Forum in Berlin: Grütters: „Projekt ist größer als die handelnden Personen“

In der Debatte um den Schloss-Bau und das Humboldt-Forum meldet sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters: Sie hätte sich gefreut, wenn Baumanager Manfred Rettig dabei geblieben wäre, sagte sie dem Tagesspiegel.

Der Rückzug des verantwortlichen Baumanagers Manfred Rettig aus dem Humboldt-Forum/Schlossprojekt hat viele Fragen aufgeworfen. Warum jetzt? Was treibt diesen Mann? Rettig hat seine überraschende Demission damit begründet, dass er drohende Verzögerungen und Kostensteigerungen nicht mittragen könne. Dafür hat er Neil MacGregor, den Gründungsintendanten, und Kulturstaatsministerin Monika Grütters angegriffen – sie würden Umplanungen anstreben. Allerdings hört man aus Baukreisen, dass Rettig bereits im vergangenen Sommer über einen Rücktritt und eine andere Tätigkeit in Berlin nachgedacht habe.

Nun meldet sich Monika Grütters zu Wort: „Es geht nicht um ein Gebäude, es geht um eine Idee. Dieses Projekt ist größer als die handelnden Personen“, sagte sie dem Tagesspiegel: „Ich würde mich freuen, wenn sich alle Beteiligten in den Dienst der Sache stellten, denn es ist das größte und bedeutendste Kulturvorhaben Deutschlands, in dem Innen- und Außenpolitik auf beispielhafte Weise Gestalt annehmen.“

"MacGregor muss Akteure zusammenbringen"

In die Kritik geraten ist auch Neil MacGregor. Der frühere Direktor des British Museum hat sich bis jetzt noch nicht detailliert zu seinen Vorstellungen für das Humboldt-Forum geäußert. Dazu sagt Monika Grütters: „Ich bin froh, einen Meister wie Neil MacGregor gefunden zu haben, um das Humboldt-Forum zu gestalten. Er ist seit letzter Woche in Berlin. Neil MacGregor muss vor allem die vielen einzelnen Akteure zusammenbringen, das setzt den Willen aller zum Miteinander voraus.“ Und: „Inhaltliche Gestaltung bedeutet ja nicht zwangsläufig bauplanerische Änderung.“

Darauf wird es ankommen: Welche Änderungen strebt MacGregor an, die von der geplanten Präsentation der Dahlemer Sammlungen im Humboldt-Forum abweichen? Geht es nur um andere Objekte auch aus anderen Museen, neue Module, Programmfragen? Ohnehin ist daran gedacht, nach der vorgesehenen Eröffnung im September 2019 Ausstellungsmodule zu wechseln, die Darstellung der amerikanischen, asiatischen, afrikanischen Welten und Kulturen und unserer Beziehungen zu ihnen flexibel zu halten. Niemand hat bis jetzt die Absicht, eine Mauer einzureißen. So heißt es im Bundesbauministerium.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters holte den britischen Museumsmann Neil MacGregor nach Berlin. Seit Januar amtiert er als Gründungsintendant des Humboldt-Forums im Schloss.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters holte den britischen Museumsmann Neil MacGregor nach Berlin. Seit Januar amtiert er als Gründungsintendant des Humboldt-Forums im Schloss.

© dpa

In den nächsten Wochen stehen zwei wichtige Personalentscheidungen für das Schloss/Humboldt-Forum an. Dazu erklärt Grütters: „Ich hätte mich gefreut, wenn Manfred Rettig das Projekt mit seiner Erfahrung weiterhin begleitet hätte, gerade jetzt, wo es richtig spannend wird. Aber ich bin zuversichtlich, dass das Bundesbauministerium einen erfahrenen und loyalen Manager findet.“

Gebraucht wird dringend auch ein Geschäftsführer, der sich um das Innenleben kümmert: „Wir haben bereits im April 2015 einen Vorschlag für die Geschäftsführung der Kultur-GmbH für das Humboldt-Forum gemacht und versuchen, diese wichtige Position zügig und im Einvernehmen mit der Gründungsintendanz zu besetzen.“ Neil MacGregor übernimmt diesen Organisationsjob nicht. Seine Aufgabe ist es, die Gesamtpräsentation zu gestalten, Ideen zu entwickeln für ein Riesenhaus, das mehr als ein Museum sein soll.

Finanziell scheint die Baustelle im Lot zu sein. Nach einem Bericht des Bundesbauministeriums vom 16. Dezember 2015 sind bisher Mehrkosten von 7,8 Millionen Euro entstanden. Die Summe wird von dem Puffer für die Risikovorsorge gedeckt, der sich jetzt, vor dem Innenausbau, noch auf 14,4 Millionen Euro beläuft, innerhalb der Kostenobergrenze von 595 Millionen Euro.

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