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Die Torwart-Witwe Teresa Enke will verhindern, dass ihre Familientragödie auf der Bühne vermarktet wird.

© dpa

Stück über depressiven Torwart: Enke-Witwe geht gegen Maxim Gorki Theater vor

Die Depressionen und der Suizid eines Torhüters werden in einem neuen Stück am Berliner Gorki Theater verhandelt. Die Witwe von Robert Enke prüft deshalb rechtliche Schritte gegen das Haus. Dort wird der umstrittene Teil der Aufführung erst einmal ausgesetzt.

Teresa Enke, Witwe des 2009 gestorbenen Fußball-Nationaltorhüters Robert Enke, geht mit Hilfe eines Rechtsanwalts gegen das Berliner Maxim Gorki Theater vor. Sie will verhindern, dass ihre Familientragödie auf der Bühne vermarktet wird.

Anlass ist das neue Stück „Demenz, Depression und Revolution“ von Fritz Kater. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich der scheidende Theaterchef Armin Petras. Das Stück habe Teresa Enke sehr verärgert, weil es sich ungefragt an der Enke-Biografie von Ronald Reng entlanghangele, sagte der frühere Manager des Torwarts, Jörg Neblung, am Dienstag der dpa.

Das Maxim Gorki Theater will den umstrittenen zweiten Teil der dreiteiligen Inszenierung bis auf weiteres ruhen lassen und bedauerte, wenn die Gefühle von Teresa Enke verletzt worden seien. Dem Theater und Regisseur Armin Petras sei es mit dem Stück ausschließlich darum gegangen, das persönliche Schicksal Enkes in einen allgemeingültigen Fall zu überführen und so künstlerisch darzustellen. Die Verantwortlichen des Theaters wollten die Probleme mit Enke klären und bis zu einer Lösung „auf die Ansetzung des zweiten Teils der Aufführung“ verzichten. Die beiden anderen Teile der Inszenierung sind aber weiterhin zu sehen.

Mehrere Medien hatten berichtet, dass die 36 Jahre alte Witwe eine Klage gegen das Theater prüft. Der Keeper von Hannover 96 litt unter schweren Depressionen und nahm sich im November 2009 das Leben. Das am vergangenen Samstag uraufgeführte Stück „Demenz, Depression und Revolution“ besteht aus drei unabhängigen Teilen. Im Mittelteil geht es um einen depressiven Torwart, der schließlich Suizid begeht, und um die Frau an seiner Seite. Auch vom Tod des Kindes ist die Rede. Die herzkranke Tochter der Enkes war im Alter von zwei Jahren gestorben.

„Es liegen eindeutig Persönlichkeitsrechtsverletzungen vor“, sagte Enkes Rechtsanwalt Heiko Klatt der dpa. Obwohl der Torwart aus dem Stück in Braunschweig lebt, sei die Familie Enke eindeutig zu identifizieren. Möglicherweise werde auch das Urheberrecht verletzt.

Der Berliner Henschel Schauspiel Theaterverlag, der die Nutzungsrechte des Stückes verwaltet, sieht indes keine Verletzung der Persönlichkeitsrechte. Dies sagte Geschäftsführer Andreas Leusink. Die Film- und Aufführungsrechte der im Piper Verlag erschienenen Biografie liegen bei Teresa Enke. Dafür hatte sie in den Vertragsverhandlungen gesorgt. „Speziell so kurz nach dem Tod wollte Teresa Enke sichergehen, dass das Buch nicht ungefragt verfilmt, vertont oder aufgeführt wird“, sagte der Berater und Freund der Familie, Neblung. Eine Kommerzialisierung der Tragödie sollte verhindert werden. Teresa Enke setzt sich mit der Robert Enke Stiftung für eine Enttabuisierung der Krankheit Depressionen und für herzkranke Kinder ein, möchte aber ihr Privatleben schützen. (dpa)

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