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Stummer Blick: Wenders zeigt Fotos aus Japan

Auf den Spuren seines Lieblingsfilms "Reise nach Tokio" von dem Japaner Yasujiro Ozu erkundete Wim Wenders die entlegene japanische Küstenstadt Onomichi. Eine Auswahl seiner dort entstandenen Fotografien ist nun erstmals in Europa im Kunstraum von Céline und Heiner Bastian in der Chipperfield-Galerie zu sehen.

Der vor über 50 Jahren gedrehte Film erzählt von einem alten Ehepaar, das aus dem traditionellen Onomichi nach Tokio reist, um seine Kinder zu besuchen. Wenngleich Wenders wenig fand, das an den Film erinnerte, stieß er auf eine noch immer verschlafene Stadt. Die Ladentür auf dem Bild „Tribute to Audrey“ zieren Poster von Audrey Hepburn, und die riesige Halle einer ehemaligen U-Boot-Fabrik liegt leer und verlassen, während sie in Berlin längst künstlerisch bespielt worden wäre.

Wenders zeichnet ein unaufgeregtes Porträt der Stadt und nimmt das Vergessene oder Übersehene in den Blick: die Klebespuren auf einer Plakatwand, das heruntergekommene Bastrollo an einem Fenster, einen Hinterhof. Die mit einer Panoramakamera aufgenommenen Bilder sind von perfekter Tiefenschärfe und zeigen sachlich-nüchtern die Spuren, die sich auf den Oberflächen abgelagert haben. Man sieht Mauern, abgerissene Tapete. Immer wieder taucht die Struktur von Wellblech auf, das die Holzmaserungen der Vergangenheit ersetzt hat.

Dieser dokumentarische und zugleich etwas melancholische Blick auf das, was ist, gerät allerdings zu formalistisch. Viele Bilder bleiben stumm. Schade ist vor allem, dass die Fotos hinter Glas gerahmt wurden. Die in den hellen Galerieräumen entstehenden Spiegelungen verhindern einen unmittelbaren Blick auf die Motive. Zu deren unverfälschter Direktheit passt das nicht.

Kunstraum Bastian, Am Kupfergraben 10, bis 23 . Januar 2009, Do/Fr 11–17 Uhr, Sa 11–16 Uhr.

Jenny Becker

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