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Kultur: Sturm und Klang

Als das Freiburger Barockorchester vor ein paar Jahren einen eigenen Konzertzyklus im Kammermusiksaal der Philharmonie startete, war die Skepsis über die Erfolgsaussichten des Unternehmens groß. Berlin gilt, was Klassik anbelangt, als das härteste Pflaster der Republik, weil die ortsansässigen Opern und Orchester fast das gesamte Publikum absorbieren und für die anderen wenig übrig bleibt.

Als das Freiburger Barockorchester vor ein paar Jahren einen eigenen Konzertzyklus im Kammermusiksaal der Philharmonie startete, war die Skepsis über die Erfolgsaussichten des Unternehmens groß. Berlin gilt, was Klassik anbelangt, als das härteste Pflaster der Republik, weil die ortsansässigen Opern und Orchester fast das gesamte Publikum absorbieren und für die anderen wenig übrig bleibt. Das Ensemble Modern beispielsweise, Deutschlands führende (und überall sonst höchst erfolgreiche) Truppe für zeitgenössische Musik, spielt in Berlin regelmäßig vor einer Hand voll Neugieriger. Doch die Freiburger haben es geschafft: Ihre Reihe im Kammermusiksaal der Philharmonie hat sich etabliert und bildet inzwischen das Pendant zu den Konzerten der Akademie für Alte Musik im Konzerthaus.

Was natürlich auch daran liegt, dass die Freiburger tatsächlich eines der besten Barockensembles der Welt sind und in Berlin durch ihre Auftritte mit René Jacobs oder dem RIAS-Kammerchor ohnehin schon einen Fuß in der Tür hatten. Eine ebenso große Rolle für den Erfolg dürften aber auch die gescheiten Programme spielen. Während gerade in der Alten Musik die Werkauswahl sonst oft ziemlich kunterbunt wirkt, suchen sich die Freiburger für jedes Konzert eine thematische Leitlinie, die einen inhaltlichen Zusammenhang schafft. Ein gutes Beispiel ist das Konzert am Dienstag: Der Fokus liegt in diesem Fall auf dem friderizianischen Berlin, dessen Spannungsfeld zwischen dem konservativen Geschmack des Hofes und dem bürgerlichen Sturm und Drang anhand von Werken Carl Philipp Emanuel Bachs, Georg Anton Bendas, Carl Heinrich Grauns und anderer ausgelotet wird.

Allerdings ist klar, dass so ein Überblick zwar die Möglichkeit bietet, unterhaltsame, originelle Musik zu entdecken, aber nicht mit großen Namen prunken kann. Wer die will, braucht am Dienstag nur ein Haus weiter in die Philharmonie zu gehen: Beim Orchestra of the Age of Enlightenment stehen Simon Rattle nebst Lebensgefährtin Magdalena Kozena auf dem Podium und Haydn und Mozart auf dem Programm.

Jörg Königsdorf

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