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Kultur: Superstar Wirklichkeit

Dolle Zahlen: 21,8 Millionen Dollar für Michael Moores „Fahrenheit 9/11“ am Startwochenende in den USA. Noch nie in der Geschichte des Kinos hatte ein Dokumentarfilm so schnell so viele Zuschauer.

Dolle Zahlen: 21,8 Millionen Dollar für Michael Moores „Fahrenheit 9/11“ am Startwochenende in den USA. Noch nie in der Geschichte des Kinos hatte ein Dokumentarfilm so schnell so viele Zuschauer.

Doller Vergleich: Moores Anti-BushPamphlet hat die Startkonkurrenz in den US-Kinos, „White Chicks“ und „Dodge Ball“, auf den zweiten und dritten Platz verwiesen. Und das, obwohl „Fahrenheit 9/11“ nur in 868 Kinos angelaufen ist, während die Sommerkomödien auf gleich dreimal so viele Leinwände projiziert wurden. Ausverkaufte Kinos, sogar in Militärstützpunkten.

Dolle Reaktion: „Unsere Soldaten sterben im Irak, da ist mir nicht nach Komödie“, sagte eine ältere Dame vor dem Cineplex am New Yorker Times Square. Studiobosse äußern sich verwirrt, Mr. President ist not amused. Selbst der seit der Goldenen Palme erfolgsgewohnte Moore hat mit so guten Zahlen nicht gerechnet.

Dolle Vorstellung: Nanni Moretti startet eine cineastische Berlusconi-Attacke, bis Italiens Regierung wackelt. In Österreich schafft es der Dokufiction-Grenzgänger Ulrich Seidl bis in die Charts. Hierzulande lehrt Andres Veiel mit Doku-Mitteln die rotgrüne Koalition politische Mores – und alle rennen ins Kino.

Aber nein doch, sagen kritische Geister. Michael Moore ist ein Marktschreier, kein Wunder, wenn er im Wunderland der Marktschreier für Aufmerksamkeit sorgt. Aber ja doch: Ganz ohne Hunger nach Wahrheit, ohne Lust auf Politik sind solche Erfolge nicht drin. Dolle Aussicht: Im Land der Träume gibt die Wirklichkeit den Superstar.

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