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Die französische Schriftstellerin und "Anti-Autobiografin" Annie Ernaux.

© Imago/Ulf Andersen

SWR-Bestenliste: Kriegsjahre, Sonnenjahre

Annie Ernaux, Daniel Kehlmann, Morsbach, Nádas, Fioretos: Das ist die SWR-Bestenliste im November.

Die Leseempfehlungen der SWR-Bestenliste verstehen sich seit ihrer Einrichtung im Jahr 1975 als Korrektiv gegenüber den rein an Verkaufszahlen ausgerichteten Bestsellerlisten. Monat für Monat nominieren – derzeit 26 – renommierte Literaturkritiker und Kritikerinnen deutschsprachiger Medien jeweils vier belletristische Titel, denen sie möglichst viele Leser wünschen. Aus ihren Voten – pro Buch werden 15, 10, 6 oder 3 Punkte vergeben – entsteht eine Liste von zehn, bei Punktegleichstand manchmal auch mehr Romanen, Erzählungen, Gedicht- und Briefbänden. Mit ihrer Novemberausgabe hat sich die SWR-Bestenliste nun im Druck wie online ein neues Gesicht gegeben, das demnächst weiter aufgefrischt werden soll.

Auf Platz zehn finden sich gleichrangig Carmen Stephans kurzer Roman „It’s all true“ (S. Fischer) über ein unvollendetes Filmprojekt von Orson Welles und Thomas Lehrs als deutscher Jahrhundertroman angelegtes Mammutprojekt „Schlafende Sonne“ (Hanser). Platz neun belegt die soeben mit dem Wilhelm-Raabe-Preis ausgezeichnete Petra Morsbach mit „Justizpalast“ (Knaus), einem Roman über das deutsche Rechtswesen und Unwesen. „Aufleuchtende Details“ (Rowohlt), die 1200-seitigen Lebenserinnerungen des Ungarn Péter Nádas finden sich auf Rang acht.

Ein polyphoner Essay namens „Wasser, Gänsehaut“ (Hanser) über das Wesen des Romans von Aris Fioretos kommt auf Platz sechs – gleichauf mit Orhan Pamuks türkischem Sittenporträt „Die rothaarige Frau“. Psychologisch feinsinnige Erzählungen des Briten David Constantine unter dem Titel „Wie es ist und war“ (Kunstmann) stehen auf Platz fünf.

Auf Platz 1: Annie Ernaux' Erinnerungsbuch "Die Jahre"

Elisabeth Edls Neuübersetzung von Gustave Flauberts „Drei Geschichten“ (Hanser) folgt auf Rang vier, Paulus Hochgatterers „Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“ (Deuticke), eine Novelle aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, auf Rang drei. Daniel Kehlmann hat es mit „Tyll“ (Rowohlt), seinem Roman über den Dreißigjährigen Krieg, auf Platz zwei geschafft. Die meisten Punkte vereinigt in diesem Monat allerdings Annie Ernaux’ Erinnerungsbuch „Die Jahre“ (Suhrkamp) auf sich.

Weitere Informationen über die einzelnen Bücher finden sich unter swr.de/bestenliste. Dort lässt sich auch Frank Hertwecks sehenswerter Dokumentarfilm über die ersten 40 Jahre der Bestenliste abrufen. Tsp

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