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Symphonie-Orchester: "Das Deutsche in der Musik" suchen

Sechzig Jahre nach seiner Gründung geht das Deutsche Symphonie Orchester (DSO) in Berlin mit seinem Chefdirigenten Ingo Metzmacher neue Wege bei der Vermittlung von Musik.

Berlin - Der neue Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, Ingo Metzmacher, will sich in der Spielzeit 2007/2008 vor allem mit "dem Deutschen in der Musik" beschäftigen. Außerdem will sich der Künstler auf den "Aspekt der Farbe" im Orchesterklang konzentrieren. Zu Ostern soll ein Festival etabliert werden. Darüber hinaus will der Chefdirigent mit einem neuen Konzertformat Menschen für Klassik begeistern, denen bislang der Zugang zu dieser Musik fehlte. Metzmacher wird am 7. September seine erste Saison als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin mit einem Galakonzert im Großen Sendesaal des RBB einleiten.

"Gibt es so etwas, wie das Deutsche in der Musik?", fragte der 1957 geborene Metzmacher. "Wenn ja, was ist es?" Er interessiere sich schon lange für seine Identität als Deutscher, vor allem als jemand, der nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde, fügte Metzmacher hinzu. Die Musik gebe hierauf Antworten, die man in anderen Zusammenhängen so nicht erfahre.

Festival zu Ostern geplant

Hans Pfitzners romantische Kantate "Von deutscher Seele" bilde am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, den Auftakt zur Suche nach der besonderen Beziehung der deutschen Seele zur Musik. Die Suche führe weiter unter anderem zu Kurt Weill und Hanns Eisler, zu Robert Schumann, Franz Liszt und Felix Mendelssohn Bartholdy. Darüber hinaus kündigte Metzmacher an, eng mit dem Berliner Komponisten Helmut Oehring zusammenzuarbeiten. "Oehring ist international bekannt, aber wird in Berlin kaum gespielt", sagte Metzmacher. Oehrings Werk "Das Blaumeer" wird im September aufgeführt.

Ein weiterer Schwerpunkt des neuen Chefdirigenten wird der "Aspekt der Farbe" im Orchesterklang sein. Der Moment, in dem die Klangfarbe an Bedeutung gewinnt, gelte als Geburtsstunde des modernen Orchesters. Metzmachers erstes Programm in der Philharmonie besteht aus zwei Hauptwerken dieser Umwälzung in Tönen: "Ein Heldenleben" von Richard Strauss und Edgar Varèses "Amériques, die beide in ihrer ursprünglichen Fassung erklingen werden.

Zu Ostern will Metzmacher ein jährliches Festival etablieren. Dem Werk Johann Sebastian Bachs soll die Musik eines Komponisten gegenüber gestellt werden, der sich ebenfalls intensiv mit religiösen Themen beschäftigt habe. Im Jahr seines 100. Geburtstages werde dies zu Ostern 2008 Oliver Messiaen sein, der wie kaum ein anderer Komponist aus dem Erlebnis des Glaubens komponiert habe.

Klassikkonzerte in Freizeitkleidung

Mit drei "Casual Concerts" wird der künftige Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin ein neues Konzertformat einführen. "Es wird insgesamt etwas lockerer zugehen", sagte Metzmacher. "Wir werden das sehr ernste Ritual des Konzertes mal beiseite lassen." Musiker und Dirigent träten in Freizeitkleidung auf, das Publikum sollte ebenfalls leger gekleidet erscheinen. Die Tickets würden bei freier Platzwahl zum Einheitspreis verkauft. "Wer zuerst kommt, sitzt vorne", sagte Metzmacher. Der Künstler hofft, mit diesem neuen Format auch Menschen zu erreichen, denen das Ambiente eines klassischen Konzerts ansonsten zu steif ist.

(Von Michael Winckler, ddp)

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