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Kultur: Talentschürfer

Der Theatermacher Peter Stoltzenberg wird 80.

Er ist einer der besten Köpfe des deutschsprachigen Theaters. Und ist doch so etwas wie ein – erfolgreicher Außenseiter. Für einen Intendanten, Regisseur und vor allem einen Mann der Künste (nicht der Moden): das schiere Kompliment.

Peter Stoltzenberg ist gebürtiger Berliner. Der promovierte Geisteswissenschaftler abenteuerte als junger Fremdenführer und einer der frühesten Tourismusmanager in den fünfziger Jahren durch Nordafrikas Wüsten oder die Kanarischen Inseln, bis er zum Theater ging. Von den Düsseldorfer Kammerspielen übers Nationaltheater Mannheim gelangte er als Dramaturg und Regisseur schnell nach West-Berlin, wo er nach dem Tod des großen Erwin Piscator 1966 stellvertretender Intendant der Freien Volksbühne wurde. Von dort wechselte Stoltzenberg überraschend als Intendant nach Heidelberg, wo sich das Stadttheater, um die Ecke von der heftig achtundsechzigerhaft bewegten Universität, unter seiner Ägide zur kleinen, großartigen Spitzenbühne aufschwang. Bei Stoltzenberg reüssierte der Jungregisseur Hans Neuenfels mit seiner Muse und Meisterspielerin Elisabeth Trissenaar, er entdeckte oder förderte Akteure wie Ulrich Wildgruber, Gottfried John und schon in seiner Mannheimer Zeit Jutta Lampe. Seine Nase für Talente ist legendär und erinnert an den Genieschürfer Kurt Hübner. Eben dessen Nachfolger wurde er auch 1973 als Generalintendant in Bremen.

Dort war es Stoltzenberg, der dem damals noch nicht so weltberühmten Emi- granten George Tabori in Deutschland die erste feste Heimstatt gab. Für ihn und seine Schauspieltruppe gründete PS das „Bremer Theaterlabor“: eine Keimzelle späterer Tabori-Triumphe. Fünf Jahre danach ging Stoltzenberg nochmals (für fast zwei Jahrzehnte) zurück nach Heidelberg, wo er auch zum inoffiziellen Kulturbürgermeister der Neckarstadt avancierte. Regisseure wie Cesare Lievi, David Mouchtar-Samorai oder Jossi Wieler, jetzt Opernchef in Stuttgart, holte Stoltzenberg einst als Newcomer an sein Haus, und einer wie Herbert Fritsch, der heute auch als Inszenator brilliert, war als Akteur schon lange vor Castorfs und Schlingensiefs Zeiten in Stoltzen(heidel)berg eine Entdeckung. Dieser diskrete Ingeniöse, der junge Spieler in Berlin an der Hochschule Ernst Busch noch immer das Handwerk ihrer Künste lehrt, er feiert heute seinen 80. Geburtstag. Peter von Becker

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