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Tanz: Eins auf die Ohren

Am Freitag startet das Festival „Tanz im August“. Neben dem visuellen Erleben von Tanz geht es in diesem Jahr auch um die akustische Wahrnehmung.

Von Sandra Luzina

Wer in diesem Jahr die Aufführungen von „Tanz im August“ besucht, sollte nicht nur den Blick schärfen, sondern auch die Ohren spitzen. „Listen!“, fordert das Festival, diesmal geht es neben dem visuellen Erleben von Tanz um die akustische Wahrnehmung. Wie man Tanz hören kann, das wird in ästhetisch sehr unterschiedlichen Arbeiten demonstriert. Neben Tanzproduktionen, die wie Konzerte aufgebaut sind, gibt es Choreografien, in denen die Bewegung direkt hörbar wird, in denen die Körper den Soundtrack selbst erzeugen.

Eröffnet wird das Festival am Freitag im Haus der Berliner Festspiele von Choreografen aus Afrika – „Poussières de Sang“ (Blutstaub) von der Compagnie Salia nï Seydou aus Burkina Faso ist nicht nur ein politisches Statement, sondern auch eine ausgefeilte Arbeit. Salia Sanou und Seydou Boro zeigen, wie die Gewalt sich in die Körper einschreibt. Auslöser waren bewaffnete Unruhen in der Hauptstadt Ouagadougou. Die Kämpfe überschatteten die Eröffnung des Tanzzentrums von Salia nï Seydou im Dezember 2007. Doch Sanou und Boro reflektieren die alltägliche Erfahrung Gewalt. Fünf Musiker agieren auf der Bühne, tonangebend ist die Sängerin Djata Melissa Ilebou, sie bewegt sich in der Tradition afrikanischer Geschichtenerzähler und verkörpert zudem eine Form des ästhetischen Widerstands.

Eins auf die Ohren gibt es bei Faustin Linyekula und den Studios Kabako aus dem Kongo. „More, more, more … Future“ kommt als wildes Rockkonzert und utopisches Manifest daher. Es speist sich aus der Energie des Ndombolo, einem Mix aus Rumba, Funk und traditionellen Rhythmen. Den Blick in die Zukunft richtet auch der „Tanz im August“, denn in der 21. Ausgabe des Festivals präsentieren die Veranstalter TanzWerkstatt Berlin und Hebbel am Ufer verstärkt Arbeiten jüngerer Choreografen. Große Namen dagegen sind rar. Anne Teresa de Keersmaeker und die Compagnie Rosas sind fast schon Stammgäste. Die flämische Choreografin zeigt ihr neues Stück „The Song“. Für die kanadische Produktion „Is you me“ haben sich vier bekannte Künstler verbündet: Die phänomenale Ballerina Louise Lecavalier, der Choreograf Benoît Lachambre, der bildende Künstler Laurent Goldring und der Komponist Hahn Rowe erschaffen ein Vexierspiel aus Bewegung, Bildern und Klängen.

Auch die Berliner Szene ist gut vertreten. Dieter Baumann von der Tanzcompagnie Rubato und Reinhold Friedl, Pianist und Leiter des Ensembles Zeitkratzer, passen mit ihrem Projekt „Tropen“ ins Konzept. Baumann singt mit dem Körper, und Friedl, der von seinen extremen Spieltechniken blaue Flecken und aufgerissene Hände hat, demonstriert starken Körpereinsatz. Sandra Luzina

Das Festival läuft von 14. – 30. August. Infos unter: www.tanzimaugust.de

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