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TANZOPER„Medea“: Lehmverkrustete Leiber

Medea – die Barbarin, die Furie, die Kindsmörderin. Maßgeblich für unser Verständnis des Medea-Mythos ist der Tragödiendichter Euripides, der die Zauberin aus Kolchis als blutrünstiges Muttermonster darstellt, das ihre Kinder opfert, um sich an dem treulosen Jason zu rächen.

Von Sandra Luzina

Medea – die Barbarin, die Furie, die Kindsmörderin. Maßgeblich für unser Verständnis des Medea-Mythos ist der Tragödiendichter Euripides, der die Zauberin aus Kolchis als blutrünstiges Muttermonster darstellt, das ihre Kinder opfert, um sich an dem treulosen Jason zu rächen. Wenn Sasha Waltz sich in ihrer zweiten Operninszenierung – nach dem weltweit gefeierten Debüt mit Purcells „Dido & Aeneas“ – nun mit der Tragödie der Medea beschäftigt, dann zeichnet sie ein radikal anderes Bild vom antiken Mordsweib. Für die Choreografin ist Medea eine Frau, die große Kräfte hat, „Kräfte, die sie positiv und negativ einsetzen kann, die Zerstörung und Heilung bewirken können.“

Pascal Dusapins Kammeroper „Medeamaterial“ von 1991 zum Text von Heiner Müller ist die Basis für die choreographisch-musikalische Auseinandersetzung mit dem Medea-Thema. Die gewaltige Produktion mit über 60 Mitwirkenden entstand wie schon „Dido & Aeneas“ in Zusammenarbeit mit der Akademie für Alte Musik Berlin und dem Vocalconsort Berlin. Die Solopartie der Medea interpretiert die renommierte Koloratursopranistin Caroline Stein – ihr gegenüber steht das Kollektiv der Tänzer, das sie als Fremde abstößt und isoliert. Sasha Waltz hat sich für ihre choreografische Interpretation von der antiken Bildsprache inspirieren lassen, die tänzerischen Aktionen erinnern zuweilen an archaische Rituale. Ungemein eindrucksvoll ist die Szene, wo Tänzer mit lehmverkrusteten Leibern einen antiken Fries bilden. Sasha Waltz bringt den Mythos in Bewegung und erschafft dabei Bilder von düsterer Schönheit. Sandra Luzina

Staatsoper, So 16.9., 19.30 Uhr (Premiere),

Di 18.9., jeweils 19.30 Uhr, 8-80 €

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