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Tanztage Berlin 2015: Eröffnungsabend ohne Höhepunkt

Anna Mülthers Motto für die 24. Ausgabe der Tanztage Berlin ist: Grenzen überschreiten. Bei der Eröffnung in den Sophensälen gibt es schwingende Becken und reichlich Gezappel.

Von Sandra Luzina

Vorm Kassenhäuschen der Berliner Sophiensäle herrscht großer Andrang. Ein schönes Bild, denn hier zeigen alljährlich junge, noch wenig bekannte Choreografen ihre Arbeiten – mit viel Erfolg. Die 24. Ausgabe der Tanztage leitet erstmals Anna Mülther, ihr Motto: Grenzen überschreiten. Bei der Eröffnung sind freilich nicht alle Tänzer leibhaftig zu erleben. „Strip Down To Everything“ verspricht zwar die Eins-zu-Eins-Begegnung zwischen Zuschauer und Performer, doch wer am Rundgang teilnimmt, findet sich in der Schreinerei der Sophiensäle vor einem Laptop wieder. Via Skype kann man Kontakt mit Louise Truehart aufnehmen, sie präsentiert ihr Solo „UAV SOP BTW DTF“. Den Modus der Interaktion wählt der Zuschauer selbst: mittanzen, sich unterhalten oder nur gucken.

Die Konversation mit der Performerin, die eine Art Roboter mit weiblichem Körper darstellt, ist allerdings mühsam – der Code des Cyberpunk-Girls ist nicht gerade elaboriert. Auf der Bühne dann „Palais idéal“ von Miriam Horwitz und Anne-Mareike Hess: Nach reichlichem Gezappel rücken die beiden einander rabiat auf den Leib, verkeilen ihre Körper, schlagen Möbel kurz und klein, wie Kinder, die mutwillig ihr Spielzeug zerstören. Nur wird daraus kein künstlerischer Akt, der Neuem den Boden bereitet.

Humanoide und Lustkiller

Martin Hansen und Ania Nowak zeigen in „A Queer Kind of Evidence“ im Hochzeitssaal vor allem, dass die angelesene Queer-Theorie meist auf der Strecke bleibt. Über 50 Minuten schwingen sie ihr Becken in angedeuteter Kopulations-Choreografie, wechseln fortlaufend die Stellung und machen dabei auch vom technischen Equipment Gebrauch. Bei der Musik von Sonic Youth kommt kurz Stimmung auf, bis das Publikum der Autoerotik-Performance mit vorzeitigem Applaus ein Ende bereitet. Humanoide und Lustkiller – ein Eröffnungsabend ohne Höhepunkt.

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