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Tarifstreit: Orchester drohen Berlins Opern mit Streik

2003 war das Land Berlin aus dem Flächentarifvertrag ausgetreten, die Gagen für Berliner Musiker bewegen sich seither auf dem Tarifniveau von 2002. Nun droht die Deutsche Orchestervereinigung mit Streik.

Das Timing hätte lohnender nicht sein können. An der Deutschen Oper sind am Samstag in einer konzertanten Vorstellung von „Adriana Lecouvreur“ Angela Gheorghiu und Jonas Kaufmann zu Gast, die Komische Oper bereitet die zweite Vorstellung der neuen „Meistersinger“- Inszenierung vor, die Staatsoper lädt am Tag der Deutschen Einheit mit der Uraufführung von Jens Joneleits „Metanoia“ zur Eröffnung ihrer Ausweichspielstätte Schiller-Theater – und die Deutsche Orchestervereinigung (DOV) droht mit Streik.

2003 war das Land Berlin aus dem Flächentarifvertrag des öffentlichen Dienstes ausgetreten, die Gagen für Berliner Musiker (wie für alle anderen Angestellten des öffentlichen Dienstes) bewegen sich seither auf dem Tarifniveau von 2002. Knackpunkt der laufenden Bemühungen um einen neuen Tarifvertrag ist die Frage, ob die Musiker der drei Opernhäuser wie des Konzerthauses unentgeltlich zur Aushilfe in anderen Orchestern herangezogen werden dürfen, sofern ihr monatliches Dienstsoll nicht erfüllt ist. Die DOV will dieser Regelung nur zustimmen, wenn die Gehälter auf Bundesniveau angehoben werden. Das Land Berlin wiederum hält an der Aushilferegelung fest und bietet eine Steigerung der Bezüge um sieben Prozent.

Am Montag war ein Ultimatum der DOV abgelaufen. Die Gefahr, dass in den nächsten Tagen einzelne Vorstellungen und Konzerte bestreikt werden, wird von der Deutschen Oper als „real“ eingestuft, die Situation sei durchaus „brenzlig“. Aus den anderen beiden Häusern waren am Dienstagnachmittag keine konkreten Stellungnahmen zu erhalten. Für den Ernstfall aber, so Pressesprecher André Kraft von der Komischen Oper, sei man vorbereitet. Drohen also Mailänder Verhältnisse? Streik ist nicht gleich Streik. Auch der spätere Beginn einer Vorstellung gilt als arbeitsrechtliche Maßnahme. Und zur Not tut es statt eines Orchesters eben ein Klavier. Le.

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