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Neustart nach dem Selbstmordversuch: Charleen (Jasna Fritzi Bauer).

© Imbissfilm/NFP/dpa

Teenie-Drama "About a Girl": Wer früher stirbt

Die Todessehnsüchtige: In „About a Girl“ wird der Selbstmordversuch einer 15jährigen zum Unfall - und Neuanfang. Leider hapert es dem Film am realistischen Bezug zu jugendlichen Lebenswelten.

Charleen (Jasna Fritzi Bauer) fotografiert gern tote Tiere, die am Wegesrand vor sich hin verwesen. Ihr Zimmer ist dekoriert mit den Bildern von Jimi Hendrix, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse – eine Totengalerie der Musikgeschichte. Ihr außerschulisches Berufspraktikum macht das 15jährige Mädchen bei einem Leichenbestatter. Und dann beschließt Charleen, dass sie selbst dazu gehören will, und stellt sich mit eingeschaltetem Fön in die Badewanne. Nur ein plötzliches Handyklingeln verwandelt den Selbstmordversuch in einen Unfall, den das Mädchen mit Gehirnerschütterung und Platzwunde am Kopf überlebt.

Gerade noch kann ihre Mutter (Heike Makatsch) eine Einweisung in die geschlossene Psychiatrie verhindern. Dass sich nun plötzlich alle um sie sorgen, passt Charleen gar nicht. Die Mutter schafft alle scharfen Gegenstände aus dem Haushalt. Deren Ex-Mann (Aurel Manthei) taucht nach Jahren wieder auf und erinnert sich an seine Vaterpflichten. Die herzallerliebste Großmutter erteilt bei heißer Schokolade gut gemeinte Ratschläge. Der Therapeut (Nikolaus Frei) versucht mit unorthodoxen Methoden die Patientin aus der Reserve zu locken. Im Wartezimmer trifft Charleen – wie peinlich! – auch noch auf den Klassenstreber Linus (Sandro Lohmann), der eigentlich kein schlechter Kerl ist. Und ganz allmählich fühlt sich das Leben fast besser an als der mögliche Tod.

Patchwork-Familie in der Puppenstube

Nicht einfach, einen Film über die Todessehnsucht von Teenagern zu drehen. Zumal im deutschen Kino, wo man das Drama scheut und alles immer auch ein bisschen lustig sein muss. Mark Monheims „About a Girl“ ist voller ehrenhafter Intentionen – aber dann hapert es doch an der emotionalen Glaubwürdigkeit und dem realistischen Bezug zu jugendlichen Lebenswelten. So wirkt die Patchwork-Familie trotz eifrig zusammengereimter Drehbuchturbulenzen wie eine Puppenstube. Abgesehen von Heike Makatschs Mutterfigur bietet die Erwachsenenwelt kaum einen glaubwürdigen Charakter. Der Versuch, das an sich tragische Sujet in ein luftiges Erzählformat zu verpacken, führt geradewegs in die Beliebigkeit. Hektische Plotwendungen, ein überfrachtetes Figurenarsenal und der nervige pseudocoole Off-Kommentar tun ein Übriges.

In acht Berliner Kinos

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