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Die Band Television aus New York.

© Adi Leite

Television live in Berlin: Vom anderen Planeten

Zeitlos gut: Television führten im Berliner Huxley’s Neue Welt ihr legendäres Album „Marquee Moon“ auf.

Es gibt nicht viele Popalben, bei denen einfach alles passt, die man sich nicht besser vorstellen kann und die nicht altern. „Pet Sounds“ von den Beach Boys gehört dazu, „Thriller“ von Michael Jackson und ganz bestimmt auch „Marquee Monn“ von der New Yorker Band Television, auch wenn dieses Album über den Status eines Geheimtips nie wirklich hinausgekommen ist.

Gut 40 Jahre nach dessen Veröffentlichung ist die Band in beinahe der Besetzung, die das Meisterwerk damals eingespielt hat, ins Berliner Huxley’s Neue Welt gekommen, um überprüfen zu lassen, ob ihr Klassiker auch live immer noch funktioniert. Ein interessanter Effekt bei dieser Wiederaufführung ist, dass man das Gefühl hat, man hört die Platte nun wirklich so, wie sie einst gedacht war. „Marquee Moon“ gilt ja als Meilenstein des Punkrock, das Konzert verdeutlicht jedoch, wie absolut unpunkig die Platte ist.

Television waren in den späten Siebzigern eine der Hausbands im New Yorker Club CBGB, der gerne als Geburtsort des Punk bezeichnet wird. Als ihr Debüt dann im selben Jahr wie das der Sex Pistols erschien, wurde es einfach mit in den Kanon bahnbrechender Platten des damaligen musikalischen Aufbruchs eingereiht. Und das, obwohl es so gar nichts mit dem Drei-Akkorde-Sturm-und-Drang der Ära gemein hatte. Vielmehr waren da diese Anleihen an den Westcoast-Rock der späten Sechziger und jazzig klingende Gitarrenläufe, alles Elemente, mit denen Bands der Ära wie die Ramones auf keinen Fall etwas zu tun haben wollten.

Tom Verlaines Stimme klingt noch zerbrechlicher als früher

Der Auftritt von Television wirkt nun wie ein Beweis dafür, dass „Marquee Moon“ schon immer außerhalb aller Kategorien stand. Allein schon diese Bühnenperformance, die kaum vorhanden ist. Es sind halt inzwischen ältere Herren, die da vorne stehen. Jeder Schritt nach links oder rechts scheint einer zu viel zu sein. Da wird kein Geist von Rebellion neu beschworen, sondern es werden konzentriert komplizierte Gitarrenläufe präsentiert, die so seltsam hektisch und gleichzeitig völlig lässig wirken. Bei all dem Gegniedel und den ausufernden Soli kommen Television fast schon wie eine Hippieband der Marke Crazy Horse rüber. Da sind echte Edeltechniker an ihren Instrumenten am Werk, einzig die eigenwillig zerbrechliche Stimme von Sänger Tom Verlaine klingt noch etwas brüchiger als früher.

Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass „Marquee Moon“ eine Platte ist, die nicht nur keinerlei Patina angesetzt hat, sondern sogar in ihrer Bedeutung immer noch wächst.

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