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Kultur: Temperament und Harmonie

Diffus: Murray Perahia im Kammermusiksaal.

Das Runde und das Eckige, es passt nicht zusammen. Am Flügel Murray Perahia, derzeit Pianist in Residence der Berliner Philharmoniker, mit seiner Ausdruckskraft, der Unbedingtheit und Verbindlichkeit bis in die Nuancen der Phrasierung. Das Philharmonia Quartett hingegen hält sich zurück, sucht die Klangschönheit, die Harmonie. Perahias Temperament und die moderate Temperatur der Streicher, das Expressive und das Lyrische – gemeinsam ergeben sie ein diffuses Bild. Nur am Ende des Scherzos von Brahms' f-Moll-Klavierquintett reißt es auch die Philharmoniker mit, blitzt der Wahnsinn auf. Ohne den Mut zur Hässlichkeit ist diesem Werk nicht beizukommen, das so energisch an sich selbst verzweifelt.

Der Abend ist konventionell aufgebaut. Auf der Bühne im Kammermusiksaal sitzen erst drei, dann vier, dann fünf Musiker. Mozarts Kegelstatt-Trio – mit Andreas Ottensamer, Soloklarinettist seit März 2011 – , Schumanns Es-Dur-Klavierquartett op.47 und schließlich Brahms. Bei Mozart windet die Klarinette ein samtenes Band um Perahias klar konturiertes Spiel, ein Spannungsfeld, in dem Neithard Resas Bratsche indifferent bleibt. Bei Schumann treibt Perahia die anderen vor sich her, die heftigen Steigerungen im Kopfsatz wie im spukhaften Scherzo erfolgen wie zufällig, dabei müssten sie im Keim in den fahlen, weltentrückten Satzanfängen angelegt sein. Dietmar Schwalke kämpft mit der Intonation seines Cellos, dessen wohlig warm timbrierter Ton tröstet darüber hinweg. Die vornehme Zurückhaltung in allen Ehren, aber mehr Risikofreude hätte dem Abend gut getan. Christiane Peitz

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