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Kultur: "The Beatles. Das Song Lexikon": Ein brillantes Stück Pop-Literatur

Ein schönes Bild: Vier junge Männer gehen auf die Straße, um für die Liebe zu demonstrieren. Natürlich agitieren sie nicht nur für die Liebe, sondern mehr noch für sich selber.

Ein schönes Bild: Vier junge Männer gehen auf die Straße, um für die Liebe zu demonstrieren. Natürlich agitieren sie nicht nur für die Liebe, sondern mehr noch für sich selber. Es sind schließlich die Beatles, und ihren Hit "All You Need Is Love" kennt jeder. Trotzdem ist der 25. Juni 1967, an dem die Beatles mit ihrer Liebes-Hymne in der Fernsehshow "Our World" auftraten und per Satellit in 24 Länder übertragen wurden, ein Datum, an dem Pop Geschichte gemacht hat: Weil die Welt danach wusste, dass sie vor Langhaarigen keine Angst zu haben brauchte. Der englische Popkritiker Ian MacDonald kommt trotzdem zu einem vernichtenden Urteil: "Der Song ist in seiner Struktur höchst unelegant. Taktweise wechseln sich 4/4 und 3/4 ab, gekrönt wird das Ganze von einem Chorus, der aus einer Note besteht. Lennons Text zeigt, wie der Verfall der Band einsetzt: Man erkennt zwar noch einen Schatten von Sinn, doch hinter einer Wolke willkürlicher Zusammenhanglosigkeite entgleitet der Gedankengang." Sein Band "The Beatles. Das Song Lexikon" (Bärenreiter Verlag, 536 Seiten, 58 DM) ist ein brillantes Stück Pop-Literatur. MacDonald schildert in chronologischer Reihenfolge die Entstehungsgeschichte jedes einzelnen Stücks der Fab Four und hält dabei mit seiner Meinung nicht hinterm Berg: "Lucy In The Sky With Diamonds" ist für ihn ein "melodischer Strudel in einem schillernden Strom aus Klang", "Let It Be" bloß ein "platter Gospel". Einen Vorteil hat das Lexikon gegenüber anderen Beatles-Büchern: Man kann es lesen, während man ihre Songs noch einmal hört.

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