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Kultur: "The Wog Boy": Ich will so sein wie du

Steve (Nick Giannopoulos) ist arbeitslos. Das findet er okay.

Von Susanna Nieder

Steve (Nick Giannopoulos) ist arbeitslos. Das findet er okay. Er streicht die Stütze ein und lässt den lieben Gott einen guten Mann sein. Liebenswert? Geht so. Halt ein Macho, wie sie überall auf der Welt herumlaufen, mit schwarzer Lederjacke, öligen Locken und einem Auto, das er hütet wie des Mannes edelstes Stück.

"The Wog Boy" heißt übersetzt etwa "Der Kanakenbengel" und war in Australien der Hit des Jahres. Das liegt vor allem an Hauptdarsteller, Co-Autor und Produzent Giannopoulos, der seine Landsleute seit 1987 überaus erfolgreich mit Bühnenstücken und Fernsehserien beglückt, die "Wogs Out Of Work" heißen oder "Wog-A-Rama" und das Immigrantenthema von der lustigen Seite angehen. "Die Geschichte vom armen Einwanderer will hier keiner mehr hören", sagt der gebürtige Australier, der bis zu seiner Einschulung nur Griechisch konnte.

Im Gegensatz zum Kieler Kleinkriminellen-Milieu in "Kanak Attack", wo sich keiner beklagt, es den meisten aber trotzdem dreckig geht, herrscht in "The Wog Boy" meistens Heiterkeit. Nach einem Autounfall mit der machtgeilen Arbeitsministerin Raelene Beagle-Thorpe (Geraldine Turner) findet sich Steve in einer Talkshow wieder, in der er zu Australiens größtem Schmarotzer erklärt werden soll. Stattdessen verkehrt er die Anklage ins Gegenteil und wird daraufhin von der Politikerin für eine Kampagne eingespannt. Er mausert sich zum Anwalt des kleinen Mannes, eine Liebesgeschichte mit Beagle-Thorpes erfolgreicher, aber unerfüllter Assistentin Celia (Lucy Bell) springt auch noch heraus, und alle sind glücklich.

Auf eine krachlederne "Ballermann 6"-Art ist "The Wog Boy" ein witziger Film. Giannopoulos hat das Selbstbewusstsein, sich selbst auf die Schippe zu nehmen und gleichzeitig klarzustellen, dass wogs nicht nur so australisch sind wie jeder andere Australier, sondern einen beträchtlichen Beitrag zur nationalen Identität leisten. So eine Aussage würde man in Deutschland auch gern mal hören.

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