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Theater im TV: Der Bildschirm als Bühne

Das Theatertreffen ist mittlerweile ziemlich selbverständlich telegen. Mit Aufzeichnungen von Spitzeninszenierungen, die nicht nur im Fernsehen, sondern auch auf Großleinwand im Sony-Center zu sehen sind – gratis und für alle. Nun wird der ZDF-Theaterkanal sogar noch ausgebaut.

Nur die Live-Debatte um den 3sat-Preis fällt in diesem Jahr aus, weil es sich um eine noch geheime Ausnahme-Ehrung handele, heißt es.

Schon im vergangenen Jahr wurden ausgewählte Theatertreffen-Stücke im Sony-Center gezeigt. Wolfgang Bergmann sagt, die Schauspielhäuser sollten ab und zu Ereignisse schaffen, die den Kreis der üblichen Theaterverdächtigen erweitern. Bergmann hat sich maßgeblich um das Theater im TV-Format verdient gemacht. Als Theaterverantwortlicher bei 3sat und Arte, auch als Leiter des ZDF-Theaterkanals, der ab heute in den Digitalkanal ZDF.kultur überführt wird. Falls noch Reste der „urdeutschen E-und-U-Denke“ überdauert haben, „werden wir sie damit endgültig erledigen“, verspricht der 48-Jährige.

Ein „Igittigitt-Verhältnis“ hat Bergmann die Liaison zwischen Fernsehen und Theater mal genannt. Da trugen die Theatermacher noch den Hochkulturdünkel vor sich her und beargwöhnten das U-Medium. Das ist eine Weile her. „Die stilprägenden Regisseure heute gehen selbstverständlich mit Film und Fernsehen, auch mit Trash um, weil es Teil ihrer Sozialisation ist“, sagt Bergmann.

Für ihn existierte da nie ein Widerspruch. Er hat es nicht hinnehmen wollen, dass die Bühne, für die er schwärmte, im Fernsehen keinen Platz fand, und Künstlern wie Andrej Woron und Sasha Waltz zur Erstausstrahlung verholfen. Er war es auch, der Mitte der 90er Jahre die Kooperation zwischen 3sat und dem Theatertreffen anbahnte.

Ein Massenmedium war auch der Theaterkanal nie, der 1999 an den Start ging. Aber verdient gemacht hat er sich. Um Archiv-Aufarbeitung, Materialverbesserung des Bestands, was „als Eintrag in die visuelle Enzyklopädie des Theaters“, wie Bergmann es nennt, nicht hoch genug zu schätzen sei. Um das Filmgeschehen an der Volksbühne, wo man als Koproduzent auch Abseitiges wie Herbert Fritschs „Hamlet X“-Projekt unterstützte. Nicht zuletzt um neue Formate der elektronischen Bühne. Wie die von Bergmann angestoßenen Theaterfilme, Leander Haußmanns „Kabale und Liebe“ oder Wim Wenders’ „Pina“.

Dass der Theaterkanal dennoch vom Erscheinungsbild her in die Jahre gekommen war, das sahen der ZDF-Kultur-Koordinator Bergmann und sein Redaktionsteam selbst so. Die Neuausrichtung entstand aus der Überlegung: Was machen wir, wenn das Digitalfernsehen flächendeckender empfangbar wird? Der neue Kanal will ein möglichst breites Spektrum an Kultur, auch Popkultur abdecken. Nach wie vor mit viel Raum fürs Theater, mit mehrstündigen Themenabenden. Mit dem Magazin „Kulturpalast“ in der Nachfolge des „Foyer“. „Wenn man ein Schaufenster für Theater sein und bleiben will“, so Bergmann, „muss man es gelegentlich gründlich umdekorieren.“

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