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Theater: Tannöd auf der Bühne

Mit viel Beifall ist am Donnerstagabend die deutsche Erstaufführung des Krimi-Bestsellers "Tannöd" aufgenommen worden. Das Buch, das sich mehr als eine halbe Million Mal verkaufte, greift Details eines wahren Kriminalfalls auf.

Mit viel Beifall ist am Donnerstagabend im Stadttheater Fürth die deutsche Erstaufführung des Krimi-Bestsellers "Tannöd" in der Bühnenfassung von Maya Fanke und Doris Happl aufgenommen worden. Mit den Erzählungen von Zeugen und den Erinnerungen der Opfer wird die mysteriöse Geschichte des sechsfachen Mordes auf einem abgelegenen Einödhof rekonstruiert. Die beiden Autorinnen hatten den Erfolgsroman von Andrea Maria Schenkel für Bühne bearbeitet. Maya Fanke führte auch Regie.

Eine weitere Bühnenfassung von "Tannöd" hatte bereits im Juni in Dresden deutsche Erstaufführung. Nach Angaben eines Sprechers des Fürther Stadttheaters haben die Autorin Andrea Maria Schenkel und der Verlag jedoch nur die Fassung von Fanke und Happl autorisiert. Sie war im März 2008 in Innsbruck uraufgeführt worden. Bei der Aufführung in Dresden habe es sich dagegen eher um eine "szenische Lesung" gehandelt.

Der Bestseller "Tannöd", der sich mehr als eine halbe Million Mal verkaufte, greift Details eines wahren Kriminalfalls auf: Die oberbayerische Einöde Hinterkaifeck war 1922 Tatort eines ungeklärten Verbrechens, bei dem eine ganze Familie ausgelöscht wurde. Ein Täter wurde nie gefunden, 1955 schlossen die Behörden die Akten. Schenkel verlegte das Geschehen in ihrem Roman dann in die 50er Jahre.

Das Bühnenstück in Fürth beginnt mit der Beerdigung der Opfer: Die Trauergemeinde murmelt Gebete, von der Decke hängen sechs gleißend helle Kreuze herab. Das Geschehen spielt zwischen schlichten Holzbänken, an einer Wand im Hintergrund (Bühne: Wolfgang Menardi) sieht man alte Porträtfotografien.

Die acht Darsteller - vier Männer und vier Frauen - übernehmen im Verlauf des Stücks jeweils mehrere Rollen, verkörpern einmal eines der Mordopfer, dann wieder eine Nachbarin, eine Magd, den Pfarrer oder den Bürgermeister. Ganz allmählich verdichtet sich aus den Monologen und Gesprächen das Bild einer alles andere als idyllischen Dorfgemeinschaft, in der es üblich war, wegzusehen und wegzuhören. Betrug, Gewalt, Missbrauch und Inzest kommen ans Licht.

Das Ensemble mit Thomas Heller, Hartmut Volle, Roland Klein, Gerd Beyer, Karin Oehme, Katharina Weithaler, Babette Slezak und Barbara Seifert zeigte sich engagiert und spielfreudig. Die nächsten Vorstellungen in Fürth sind am 27. September, vom 16. bis 19. Oktober sowie am 21. Oktober.

Stephan Maurer[dpa]

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