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Kultur: Theater: Volltreffer: "Mortal Combat - The Kosovo Files"

Erinnert sich noch jemand an den Kosovo-Krieg? Pardon, die "Alliierte Aktion" natürlich, denn offiziell wurde ja kein Krieg geführt, jedenfalls "nicht gegen die jugoslawische Bevölkerung".

Erinnert sich noch jemand an den Kosovo-Krieg? Pardon, die "Alliierte Aktion" natürlich, denn offiziell wurde ja kein Krieg geführt, jedenfalls "nicht gegen die jugoslawische Bevölkerung". Zur Erinnerung sei die Performance "Mortal Combat - The Kosovo Files" von Hans-Werner Kroesinger in der Staatsbank empfohlen (heute und morgen sowie 14. bis 17. 3., 20. Uhr, Französische Straße 35, Tel.: 2064 8800). Über allegorischen Ausstellungsstücken - Resten einer Zivilgesellschaft - prangt ein Kriegsflugblatt: "Ihr könnt Euch verstecken, aber die Nato sieht Euch immer." Das Publikum wird in Gruppen getrennt, denen in "Schulräumen" verschiedene Vorträge gehalten werden: über Pathologie, zerstörte Zivilgebäude, Massaker an einer albanischen Familie. Diese selektiven "Einstimmungen" sind dazu angetan, die Zuschauer unterschiedlich auf das gemeinsame Hauptstück reagieren zu lassen. Als Teilnehmer einer Nato-Pressekonferenz hören sie die offiziellen Antworten auf kritische Fragen nach Völkerrechtsverletzung, so genannten "Kollateralschäden" und natürlich dem Kriegsziel - der Vermeidung einer humanitären Katastrophe. Die beschwörend wiederholten Verweise auf moralische Verpflichtung und die Verantwortung des Verbrechers Milosevi¿c denaturieren zu Durchhalteparolen. Ganz ähnlich klingen Einschübe eines gewissen Thukydides - Erinnert sich noch jemand an den Peloponnesischen Krieg? Damals kämpfte der Attische Seebund aufs Blutigste mit dem oligarchischen Sparta um die Vorherrschaft in Griechenland. Ein Redner beschwört die zaudernden Athener, dem "Despoten" Sparta mit Einigkeit und unnachgiebiger Härte zu demonstrieren, "dass auf Abfall von demokratischer Gesinnung der Tod steht". Athen hatte diesen Krieg verloren, aber seine Erbin, die westliche Demokratie, siegt weiter. Unnachgiebig.

Janine Ludwig

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