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Theater: Zadek wettert über Preis-Jury

Der Regisseur Peter Zadek sollte den Europäischen Theaterpreis erhalten. Als er nicht zur Preisverleihung in Thessaloniki erschien, wurde ihm die Auszeichnung wieder aberkannt. Zadek ist empört.

Thessaloniki/Berlin - Regisseur Peter Zadek (80) hat die Aberkennung des Europäischen Theaterpreises als "skandalös" und "unmenschlich" bezeichnet. Die Entscheidung der griechischen Jury zeige, wie "ahnungslos" sie in Zusammenhang mit dem Theatergeschehen sei, heißt es in einem in griechischen Medienberichten zitierten Brief Zadeks. Grund für die Aberkennung des Preises war Zadeks Nichterscheinen bei der Verleihung in Thessaloniki. Das Preisgeld in Höhe von 60.000 Euro, das je zur Hälfte an Zadek und an Robert Lepage gehen sollte, erhielt nun der kanadische Regisseur allein.

Zadek empfinde dieses Verhalten als "kunstfeindlich, zutiefst unmenschlich und skandalös", heißt es auch in einer Erklärung von Zadeks Berliner Anwalt Peter Raue. Der Regisseur sehe darin eine Missachtung seiner Person und seiner künstlerischen Arbeit, der er mehr verpflichtet sei als der Entgegennahme von Preisen.

Der Generalsekretär der Organisation Europäischer Theaterpreise, Alejandro Martínez sowie die Jurymitglieder erklärten bei der Verleihung am Sonntagabend, dass in der langen Geschichte des Preises keiner der Ausgezeichneten dem Empfang fern geblieben sei. Schließlich erfordere das Statut die persönliche Anwesenheit. Dem widersprach Raue. Im Statut sei festgelegt, dass der/die Ausgezeichnete den Preis nicht unbedingt persönlich entgegen nehmen müsse ("the winner should recieve the prize personally").

Zadek bot an, den Preis ruhen zu lassen

Zadek habe nicht nach Griechenland reisen können, da ein Schauspieler aus seiner aktuellen Shakespeare-Produktion "Was Ihr wollt" schwer erkrankt sei. Zadek habe dies den Organisatoren der Preisverleihung im Vorfeld mitgeteilt und um Verständnis gebeten. Sein Angebot, den Preis ruhen zu lassen und zu einem späteren Zeitpunkt zur Übergabe zu kommen, habe die preisverleihende Kommission abgelehnt.

Die Verleihung an Lepage wurde von einer heftigen, zweistündigen Debatte zwischen den geladenen Gästen, der Preis-Jury und Journalisten begleitet. Schauspielerin Angela Winkler, die als persönliche Vertraute Zadeks ursprünglich den Preis in Thessaloniki entgegen nehmen wollte, unterbrach die hitzigen Streitigkeiten schließlich mit dem Satz: "Schluss jetzt, wir sind hierher gekommen, um Theater zu machen." Erst mit dreistündiger Verspätung konnte nach griechischen Rundfunkberichten dann eine Vorstellung von Ibsens "Peer Gynt" beginnen. (tso/dpa)

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