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Lecker. Robert Kuchenbuch (Tom) und Hilke Altefrohne (Julia) in der Inszenierung von Cristin Koenig.

© Bresadola/drama-berlin.de

Theaterkritik: Das verflixte Millionenerbe

Cristin Königs Komödie „Die Wohngemeinschaft“ im Gorki-Studio

Cristin König ist eine renommierte Schauspielerin (erst am Berliner Ensemble, dann an der Schaubühne, jetzt am Gorki), die auch Theaterstücke schreibt und diese selbst einrichtet. 2008 brachte sie am Ballhaus Ost „Das blaue Meer“ heraus, eine krude Science Fiction, in der Anne Tismer umgeben von Müllskulpturen vor sich hin monologisierte, während Robert Hunger-Bühler als dämonischer Psychiater ihren Zustand analysierte.

Jetzt hat Cristin König ihr zweites Stück „Die Wohngemeinschaft“ im Studio des Maxim Gorki eingerichtet, in dem wieder das Krude und der Psychojargon die Hauptrollen spielen.

Eine semidepressiv auf Pump vor sich hin dümpelnde Wohngemeinschaft wird von einem Typ namens Tom (Robert Kuchenbuch) heimgesucht, der die labile Julia (Hilke Altefrohne) durch Psychofragen fast in den Selbstmord treibt, um darauf der WG-Chefin Katrina (Jenny Schily) mitzuteilen, dass sie ausziehen müssen, weil sie mit der Miete im Rückstand sind. Doch zum Glück steht mit komödientypischer Plötzlichkeit die sympathisch autistische Anna (Anja Schneider) vor der Tür. Sie ist Millionenerbin, wird aber von ihrem Vater enterbt, falls sie nicht binnen vier Wochen schwanger wird. Super Idee!

Die Combo versucht nun Sperma für Anna aufzutreiben. Die eine bettelt ihre Ex-Freunde um Solidaritätstropfen an, die andere googelt nach Callboys. Währenddessen verwechselt Anna den Klavierholer mit einem vermeintlichen Samenspender, wird von ihm aber nur angepinkelt. Die Handlung unterbricht Cristin König mit allerlei kapitalismuskritischen Monologen. Zum Glück hat die schreibende Schauspielerin wohlmeinende Kollegen, die bei so was mitmachen.

Das Gorki-Ensemble holt aus dem Schmarrn so viel Situationskomik heraus wie möglich. Als dann aber auch noch Gevatter Tod in Gestalt von Annas Bruder auftaucht und es irgendwie um die Todesverdrängung einer dekadenten Gesellschaft geht, können selbst beste Freunde nichts mehr retten. Andreas Schäfer

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