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Theodor Wolff: Geht wählen!

Ob es schwieriger ist, die Welt, den Journalismus oder sich selbst zu retten, wissen wir am Ende nicht. Mit wenigen Objekten skizziert die Ausstellung des Jüdischen Museums den Weg des politischen Menschen Theodor Wolff.

Ob es schwieriger ist, die Welt, den Journalismus oder sich selbst zu retten, wissen wir am Ende nicht. Mit wenigen Objekten skizziert die Ausstellung des Jüdischen Museums den Weg des politischen Menschen Theodor Wolff: unzerbrochenes Meißner Porzellan aus dem Elternhaus, die Schülerzeitung („Erste Waffengänge“), elegische Manuskripte des verhinderten Dramatikers. Der Kaufmannssohn hat im Zeitungshaus seines Cousins Rudolf Mosse als Verlagskaufmann angefangen, wird 1894 Pariser Korrespondent, 1906 Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“, das sich unter ihm international profiliert. Der Zeitungsmacher pesonifiziert mitsamt seinen Edelfedern – Roth, Tucholsky, Kerr – den liberalen Journalismus der Republik. Faksimiles seiner wöchentlichen Leitartikel, bis zum finalen Aufruf „Geht hin und wählt!“ vom 5. 3.1933, kleben an den Vitrinen.

Doch eine Annäherung an Wolffs Persönlichkeit gelingt der Kabinettsausstellung nicht. Zu seinen Geliebten gehörten die Schauspielerin Elisabeth Bergner und seine kommunistische Sekretärin; verheiratet ist der säkulare Jude mit einer evangelischen Schauspielerin. Sein letzter Tagebucheintrag zitiert linientreue Pressehymnen auf Marschall Petain, dessen Behörden Wolff schließlich in Nizza an die Gestapo ausliefern. 1943 stirbt er im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Aber auch die Welt und der Journalismus sind: zerbrechlich. Thomas Lackmann

Jüdisches Museum, Lindenstr. 9-14, bis 31. 1. 2010; Mo 10-22, Di-So 10-20 Uhr.

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