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Kultur: Tierisch gemütlich

Farbige, witzige Sitzobjekte aus der Welt der Zoologie für Kinder und Erwachsene

Kinder lieben Tiere. Es muss aber nicht immer ein lebensecht wirkendes, plüschiges Knautsch- und Kuscheltier sein, wenn es darum geht, sich seinen Platz als treuer Freund im Kinderzimmer zu erobern. Auch die Möbelhersteller haben das erkannt und vielseitige, farbenfrohe Sitzobjekte in Anlehnung an Tierformen auf den Markt gebracht, die sich zugleich auch als Spielgerät, Knuddeltier und Maskottchen eignen.

Der „Fluffizoo“ des Herstellers Elmar Flötotto hat vier robuste Bewohner aus hochwertigem Polyether-Schaumstoff, die im Aussehen dicken, wie aus überdimensionalen Plätzchenformen ausgestochenen und stilisierten Tierfiguren ähneln: ein rotes Pferd, eine orangefarbene Maus, ein nachtblauer Elefant und ein gelber Fisch. Mit 2,5 Kilo ist dieser „Goldfisch“ das Leichtgewicht und mit den Maßen 78 Zentimeter Länge, 32 Zentimeter Breite, 40 Zentimeter Höhe der Benjamin. Das Pferd wiegt sechs Kilogramm und ist mit 93 x 38 x 73 Zentimetern das größte der Tiere. Sie eignen sich prima zum Sitzen, Reiten und Toben und können dabei allerhand vertragen. Ein spezieller Gummilack macht die Oberfläche elastisch, widerstandsfähig und sorgt dafür, dass sie sich streichelweich anfühlt.

Jedes Sitztier der Serie „Fluffizoo“ lässt sich leicht abwaschen und kann auch im Garten benutzt werden. Ein Prüfsiegel der Oberfläche garantiert geringe Schadstoffbelastung, auch Speichel- und Schweißechtheit unterliegen der Qualitätskontrolle. Die klaren Farben und harmonischen Rundungen sollen die Wahrnehmungsfähigkeit des Kindes fördern, die abstrakten Formen die Fantasie anregen. Entworfen wurde „Fluffizoo“ vom jungen Designstudio Vertijet von Steffen Kroll (Produktdesigner) und Kirsten Hoppert (Innenarchitektin) aus Halle (Saale). Benannt hat das Paar ihr Unternehmen nach einem amerikanischen Experimentalflugzeug der 1950er Jahre. Die beiden Absolventen der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein sind erfolgreich und machen dem Namen eines Senkrechtstarters alle Ehre. Kroll, inzwischen selbst Gastprofessor für Industriedesign in Halle, erhielt 2005 als erster Designer den Kunstpreis des Landes Sachsen-Anhalt.

Der finnische Designer Eero Aarnio ist ein Pionier auf dem Gebiet der Kunststoffmöbel, seine Kugelschalensessel sind Kultobjekte des Möbeldesigns der 1960er Jahre und in namhaften Museen zu finden. Ohne Ecken und Kanten kommt auch sein Hocker „Pony“ aus, den Aarnio 1973 für Adelta entwarf. Alles am gemütlichen „Pony“ ist rund oder oval: Es hat Kugelohren und einen Kopf, der an ein Flusspferd oder an die Mumin-Trolle aus der Feder der finnisch-schwedischen Illustratorin und Schriftstellerin Tove Jansson erinnert. Auch wenn das humorvoll gestaltete Sitzobjekt auf Kinder besonders anziehend wirkt, hatte Eero Aarnio keineswegs ein Spielzeug im Sinn, als er das skulpturale „Pony“ schuf. Die Maße des in sechs Farben erhältlichen Hockers entsprechen mit einer Sitzhöhe von 54 Zentimetern der Größe eines Erwachsenen, der darauf „reiten“ oder seitwärts sitzen kann. Aarnio Mottos: „Zwar ist ein Stuhl immer ein Sitz, aber ein Sitz muss nicht immer ein Stuhl sein“. 30 Jahre später erblickte mit „Tipi“ ein zweites Tier Aarnios die Wohnzimmerwelt. Ein kugelrunder, als Sitzobjekt ziemlich schräger Vogel auf gelb lackierten Metallbeinen, dessen Korpus aus einem Metallgestell, geformtem Schaumstoff und Stoffbepolsterung (Tonus 2000) besteht, die in den Farben Schwarz oder Weiß erhältlich ist. Die Sitzhöhe beträgt 59 Zentimeter. Mit 25 Kilogramm wird „Tipi“ garantiert nicht zum Unglücksraben und hebt auch bei gewichtigen Besitzern nicht ab.

Seit 2005 produziert der italienische Designhersteller Magis für seine Kinderkollektion „Me too“ ein weiteres Sitzobjekt Aarnios: „Puppy“, seinen abstrakten Hund, der weder beißt, bellt noch haart und nie Gassi geführt werden muss, sich aber auch für den Außenbereich eignet. Der dekorative Welpe wird in einem aufwendigen Rotationsverfahren aus Polyethylen hergestellt, ist von Größe S bis XL in den Farben Grün, Weiß oder Orange zu haben und soll in Kinder- wie Wohnzimmer für tierischen Spaß sorgen. Zum Sortiment von „Me too“ zählt mit „Julian“ auch ein cartoonhaft anmutender, wie eine katzenhafte Zeichentrickfigur wirkender Kunststoffkinderstuhl des spanischen Designers Javier Mariscal, der auch die Maskottchen der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona und der Expo 2000 in Hannover entwarf. Man merkt seinem spielerischen, reduzierten Stuhltier mit der zum spitzohrigen Gesicht mutierten Rückenlehne an, dass Mariscal schon seit seiner Studienzeit gern Comics zeichnet. „Julian“ gibt es in vier kräftigen Farben.

Bei „Freiraum“ aus Starnberg ist der Name Programm. Mit Möbeln, die „auch auf kleinen Flächen Großes bewirken“ und von Manufakturen im Umland von Hand gefertigt werden. Viele der Entwürfe gingen aus zwei Gestaltungswettbewerben für Designstudenten zum Thema: „Witzige Möbel, die auf 20 Quadratmetern Freiraum schaffen“ hervor. Tatsächlich, beim Anblick von „Vaca“ und „La Vaquita“ (Design: Michael Lehner) muss man unwillkürlich schmunzeln. Seine gefleckte „Kuh“ kommt als charmante Promenadenmischung mit hohem Unterhaltungswert daher: Der mit Schaumstoff gepolsterte Korpus auf kugelgelagerten Gummirollen gleicht einer Rennmaus, ist mit echtem Kuhfell überzogen – was jeden Rollhocker zum Einzelstück macht – und trägt Hörner aus Holz. „Vaca“ (Sitzhöhe 52 Zentimeter) verlockt auch erwachsene Cowboys und -girls zu rasanten Fahrten durch die heimische Prärie. Für die Kleinen gibt es das Kälbchen „La Vaquita“ (Sitzhöhe 37 Zentimeter), wobei es niemandem spanisch vorkommen muss, dass „Vaquita“ übersetzt eine Art Kleinwal oder Golftümmler meint. Auf der Arche Noah, Designerklasse, gilt: Die meist abstrakt „vermöbelten“ Tiere erheben keinen Anspruch, zoologisch exakt bestimmbar zu sein, sondern bilden ihre eigene Spezies.

Elfi Kreis

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