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Kultur: Tja, die Liebe

„Mitten ins Herz“ ist Kitsch. Aber schöner Kitsch

Tanzen kann Hugh Grant nicht gerade. Sein Hüftschwung ist zackig, steif, anachronistisch. Tanzen muss Grant alias Alex Fletcher, Held von Marc Lawrences Musikkomödie „Mitten ins Herz“, aber auch gar nicht richtig – schließlich lebt der Film aus der Erinnerung an die antirhythmischen Achtziger, als Leute wie Alex, Frontsänger der „Wham“ nachempfundenen Band „PoP“, den Ton angaben. Heute sind andere Stars gefragt: hauchdünne Mädchen wie Cora Corman (Haley Bennett) – amerikanisches Püppchengesicht, sehr leicht bekleidet und mit einem Faible für Pseudo-Hinduismus. Teenies lieben sie. Und Coras Hüftschwung ist weich und verdammt sexy.

Grant gibt den in New York hängen gebliebenen Alex wie alle seine Briten: unbeholfen und doch so charmant. Selbst wenn er nur noch auf Jahrmärkten vor Endvierzigern singt. Cora aber mag Fletchers Musik: „PoP half mir über die Scheidung meiner Eltern weg, da war ich acht.“ Und weil soeben ihr Freund Schluss gemacht hat, muss ein frischer Song zum privaten Drama her. Alex soll ihn schreiben: „Way Back Into Love.“

Pech nur, dass er kein Texter ist. Da kommt Sophie Fischer (Drew Barrymore) gerade recht. Eigentlich ist sie bestellt, um Alex’ Pflanzen zu gießen, aber da sie nebenbei die von Alex am Flügel begonnene Strophe weiterdichtet, ist sie ihm als Partnerin hochwillkommen. Erst beruflich und dann auch privat. Der Song, den beide komponieren, die Lovestory: großer Kitsch. Dank Hugh Grant immerhin: schöner Kitsch.

Am stärksten sind die Szenen, wo die Romanze zur Persiflage auf unsere Pop- und Sexwelt wird. Erfrischend etwa Sophies entsetzte Blicke angesichts von Coras Choreografien, die anstrengend naturalistisch MTV nachempfunden sind. Auf Coras Konzert dann gehen die schlechte Musik von heute und der Plastik-Schmelz der Achtziger die endgültig beziehungsstiftende Verbindung ein – und die zuvor von Alex’ Musik beeindruckend unbeeindruckte Sophie findet seine Performance plötzlich „ganz großartig“. Tja, die Liebe.

In 26 Berliner Kinos; Originalversion im Cinestar Sony-Center

Sarah Hofmann

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