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Kultur: Tod im Tunnel

D.B. Blettenbergs Berlin-Krimi „Fidschitown“ geht in die Tiefe

„Nicht alles, was unter der Erde liegt, ist tot“, heißt es in D.B. Blettenbergs Berlin-Krimi „Berlin Fidschitown“. Tatsächlich ist die Unterwelt in dem mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichneten Roman durchaus belebt. Nicht nur Tausende U-Bahn-Passagiere durchqueren sie täglich. Mollen- Rudi zum Beispiel hat der Suff kurz nach der Wende zwar den Job als Streckenläufer der U-Bahn gekostet, die Lust an dunklen Röhren, blinden Gängen und feuchten Bunkern ist ihm aber geblieben.

Wenn es draußen, im kalten Berliner Winter, nichts mehr zu holen gibt, dann gesellt er sich zu den Vietnamesen, die als Zigarettenschmuggler, Drogendealer und Mädchenhändler in vergessenen Kellergewölben ihr Quartier aufgeschlagen haben und gerne ihr exotisches Mahl mit dem harmlosen Obdachlosen teilen. Die Behaglichkeit findet schnell ihr Ende, denn Autor Blettenberg ist ein Meister des kurzen Prozesses. Die Fidschis, wie Vietnamesen hier genannt werden, fallen einem Überfall verfeindeter Gangster zum Opfer und Rudi findet statt Ingwer-Suppe nur mehr Blutlachen. Blettenberg, der als ehemaliger Entwicklungshelfer mit exotischen Orten vertraut ist, geht es in seinem Krimi allerdings nicht um die Aufklärung dieses Verbrechens. Im Gegenteil. Seine Anti-Helden selbst sind keine unbescholtenen Bürger. Allen voran Farang, halb Deutscher, halb Thai, den es von Bangkok nach Berlin verschlägt, wo er sich in die Netze von asiatischen Mafiabanden verstrickt. Am Ende stiftet er unter pädophilen Politikern Unruhe und erleichtert auch noch den „Fürst vom Stutti“ um eine Million Dollar.

„Fidschi-Town“ ist solide, athmosphärisch dichte Unterhaltung mit gekonnt knappen Dialogen und lakonischem Witz. Am Ende gibt es einen furiosen Showdown im Flakbunker am Humboldthain. Die Schauplätze hat der Autor übrigens selbst vor Ort recherchiert. Seine Architekturbeschreibungen finden selbst Berliner Tunnel-Experten realistisch: „Es roch nach Schießpulver, Abwasser und Rattenpisse. Der Duft der Berliner Unterwelt.“

D.B. Blettenberg: Berlin Fidschitown. Roman. Pendragon Verlag, Bielefeld 2003, 344 S., 18,50 €.

Tobias Lehmkuhl

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