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Kultur: Toll und dreist

„Lustige Weiber“ auf der Vaganten Bühne

Im Erfinden von Irrungen und Wirrungen hat sich William Shakespeare, in den Komödien besonders, stets meisterlich bewährt. Das stachelte so manchen Theatermenschen an, den Alten noch zu übertreffen. Die Bremer Shakespeare Company etwa ließ komplizierte, Menschheitsprobleme durchdenkende Tragödien und tolldreiste Abenteuer um Macht, Geld und Liebe auf leicht handhabbare Handlungskerne zusammenschnurren. Eine Handvoll Schauspieler genügte dann für alle Rollen – eine Sparmaßnahme überlegener Art, mit Verlusten, aber auch Gewinn, durch Herausforderungen an Phantasie und Verwandlungskunst. Dem Vorbild folgten jetzt die Berliner Vaganten mit ihrer Interpretation der „Lustigen Weiber von Windsor“.

Gestrichen, zerrupft und neu zusammengesetzt präsentiert sich die Komödie, fünf Darsteller spielen 13 Rollen, „Weiber“ sind nicht darunter. Rainer Behrend knallt ein deftiges Rüpelspiel auf die Bretter, ein Zirkusabenteuer, in dem die roten Nasen nur so glühen. Krachender Spaß ist angesagt, das Trampeln, Schießen, Toben braucht der Feinheiten nicht. Dabei herrscht ein demokratisches Prinzip – jeder betrügt jeden, keiner weiß mehr, was und wer er eigentlich ist, ob Mann oder Weib, ob stark und tapfer oder feige und hinterhältig. Der Campingplatz auf der Waldlichtung, mit Pilzen und Holzhütte, dreist und naiv wie eine Puppentheater-Dekoration (Bühne und Kostüme Olga Lunow) hingebaut, nimmt sie alle auf – Rainer Reiners, Andreas Schwankl, Jürgen Bierfreund, Stefan Lochau.

Da fehlt aber noch Martin Klodzinski, der Falstaff. Da es alle wild treiben im Bilderbuchgrün und des Grimassierens, Fuchtelns und Polterns kein Ende ist, hat es Klodzinski schwer. Sein lüsterner Held hebt sich kaum heraus aus der wild herumalbernden Truppe, die ja auch nichts anderes will als hemmungsloses Vergnügen. Die Kerle und die Weiber, die ja eben auch Kerle sind, unterscheiden sich da nicht.

Vaganten Bühne, Kantstr. 12 a, wieder am 2., 3. u. vom 10. bis 12. März, 20 Uhr.

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