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Kultur: Topmodel

Mojca Erdmann singt im Konzerthaus.

Über den jungen Dirigenten der Arien- Gala mit Mojca Erdmann ist dem „Souvenir Programm“ nicht mehr zu entnehmen, als dass er an diesem Abend das Konzert leitet. Dagegen sind einem anderen Maestro zwei der Hochglanzseiten gewidmet, und in ihrem „Herzlich Willkommen“ freut sich die Sängerin, den „lieben Gästen“ einen Großteil ihrer CD „Mozart’s Garden“ mit diesem „wunderbaren Andrea Marcon“ live darbieten zu dürfen. Der indessen tritt in Berlin nicht auf. Muss Tournee-Betrieb so sein?

Stellvertretend für Marcon dirigiert Karel Valter das Barockorchester „La Cetra“ Basel. Und der Traversflötist aus Prag spart am Dirigentenpult nicht mit Beweglichkeit und Engagement und überzeugt, wenn er – in Korrespondenz mit dem tänzerisch wippenden Pauker und den stilkundigen Musikern – in Ouvertüren und einer Sinfonie Mozarts Herr über das Geschehen sein darf. Im Übrigen dient er der Musik im Rücken der Künstlerin, ohne als Interpret das Sagen zu haben. Das ist bei Mozart heute eigentlich verkehrte Welt, aber nicht ungewöhnlich auf dem Markt der Stars.

Kein Zweifel, dass Erdmann mit ihren internationalen Erfolgen seit einiger Zeit dazugehört, obwohl sich nur ein schütteres Publikum im Großen Saal des Konzerthauses eingefunden hat und die Aura von Halbleer mit Fan-Applaus sympathisch zu vertreiben sucht. Isolierte Arien sind nicht jedermanns Sache und „So wird Ruh’ im Tode sein“, dieses g-Moll der Pamina aus der „Zauberflöte“, keine Gala-Töne.

Mojca Erdmann ist auf ihrem Weg nach oben aus der Komischen Oper Berlin gekommen, in der Stadt also kein Fremdling. Und es ehrt sie, dass sie neben Hits und Vertrautem, Cecilia Bartoli ähnlich, auch Raritäten singt: ein kleines Stück von Antonio Salieri, dem längst rehabilitierten vermeintlichen Mozart-Rivalen, eine Seufzergeschichte von Johann Christian Bach oder Rezitativ und Arie der Pfalzgräfin Anna aus Ignaz Holzbauers „Günther von Schwarzburg“.

Die Sopranstimme Erdmanns klingt jugendlich hell, höhensicher, nuanciert. In der Arie der Susanna lässt sie ahnen, dass mit der Handlung der „Figaro“-Oper eine Verkleidungskomödie zu echtem Liebesbekenntnis führt. Erwartungsgemäß wechselt Mojca Erdmann in der Konzertpause das Abendkleid, Türkis gegen Weiß: Traumfigur, Germany’s Next Topmodel könnte sie sein, als Zugabe das Kehlengold. Sybill Mahlke

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