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TOR!: Hohe Bögen

Triumphbögen sind genau genommen kein Tore. Sie stehen zwar gern dort, wo Städte früher ins offene Land übergingen, aber es fehlen ihnen die Mauern rechts und links.

Triumphbögen sind genau genommen kein Tore. Sie stehen zwar gern dort, wo Städte früher ins offene Land übergingen, aber es fehlen ihnen die Mauern rechts und links. Also das, was ein Tor erst zum Tor macht, zum Durchlass in der Masse des Materials: dass da kein anderer Weg zum Ziel führt als der ins Tor.

Trotzdem heißen diese frei stehenden Bögen, die frühere Herrscher nach römischem Vorbild zum Zeichen ihres militärischen Ruhms errichten ließen, oft Tor. In Potsdam etwa gibt es ein prächtiges Brandenburger Tor, das Friedrich der Große nach dem Siebenjährigen Krieg erbauen ließ – nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen in Berlin. Das stand bekanntlich auch mal ein paar Jahrzehnte ziemlich frei; die Stadtmauer allerdings, die ersatzweise errichtet wurde, verlief davor beziehungsweise dahinter. Ihre Baumeister, man weiß das heute, hatten da allerhand missverstanden.

Semantisch eindeutig halten es die Münchner: Ihr Triumphbogen zwischen Leopold- und Ludwigstraße bezeichnet schlicht das, was solche Bauwerke zu feiern haben, und heißt folglich Siegestor. Stracks „dem bayerischen Heere“ hat Ludwig I. das Ding geweiht, so, wie Napoleon ein paar Jahrzehnte zuvor den Pariser Arc de Triomphe als Ansporn für seine Soldaten erdacht hatte. „Durch Triumphbögen werdet ihr heimkehren!“, so sein Versprechen.

Doch bekanntlich gehen große Schlachten nicht immer siegreich aus – und so wurden die Tore alias Triumphbögen vielerorts in aller Stille wieder entprotzifiziert und zu Mahnmalen des Friedens umgewidmet. So geräumig wie gefällig stehen sie im Stadtbild herum, bedeuten was und zugleich das Gegenteil. Niemand und nichts muss mehr ins Tor oder durch Tore hindurch, ja, jeder mag sie nach seiner Fasson rechts oder auch links liegen lassen. Damit lässt sich leben.

In unserem Tor-Turnier, das hiermit endet, sind erschienen: Torschluss (13.6.), Torgesänge der Vuvuzelas (15.6.), Schlesisches Tor (17.6.), Porta Nigra (21.6.), Reiner Tor (23.6.), Donnergott Thor (29.6.), Höllentor (2.7.), Kleine Phonetik des Torrufs (3.7.), Torso (7.7.)

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