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Kultur: Totentanz

ALL THAT JAZZ Christian Broecking über das vielleicht letzte Total Music Meeting Und nun auch das noch: dem Total Music Meeting sind alle öffentlichen Gelder gestrichen worden. Es war schon seltsam, als Jost Gebers und Peter Brötzmann letztes Jahr demonstrativ in der BackstageLounge des Berliner JazzFests tranken, während sich Cecil Taylor im Podewil auf seinen Auftritt beim Total Music Meeting zu Ehren des kurz zuvor verstorbenen Peter Kowald vorbereitete.

ALL THAT JAZZ

Christian Broecking über

das vielleicht letzte Total Music Meeting

Und nun auch das noch: dem Total Music Meeting sind alle öffentlichen Gelder gestrichen worden. Es war schon seltsam, als Jost Gebers und Peter Brötzmann letztes Jahr demonstrativ in der BackstageLounge des Berliner JazzFests tranken, während sich Cecil Taylor im Podewil auf seinen Auftritt beim Total Music Meeting zu Ehren des kurz zuvor verstorbenen Peter Kowald vorbereitete.

Gebers, Brötzmann und Kowald hatten einst die Free Music Production (FMP) gegründet, vor 35 Jahren fand das erste Total Music Meeting (TMM) als eine Art Protestveranstaltung gegen den etablierten Anzug-Jazz bei den Berliner Jazztagen statt. Doch seitdem Gebers sich aus der Leitung der FMP zurückzog, herrscht Missstimmung im Sektor Improvisierte Musik. Gebers und Brötzmann sprachen von einer historischen Fehlentscheidung, die FMP verkauft zu haben, man witterte sogar Verrat von Seiten der Musiker, die sich noch trauen würden, beim Total Music Meeting aufzutreten. Gebers hatte 1999 dem Kultursenat mitgeteilt, dass die Veranstaltung ab dem Jahr 2000 nicht weiter geführt werden sollte. Daraufhin gab es aus dem Kulturetat eine Art Abfindung in Höhe von knapp 100000 Mark an die FMP, der Haushaltstitel in Höhe von 224000 Mark, die jährlich für die FMP zur Verfügung stand, wurde gestrichen. Und seitdem krebst man rum. Die heutige Organisatorin des TMM, Helma Schleif, kämpft zwar weiter, doch ohne die Hilfe der improvisierenden Szene gäbe es die weltweit respektierte Veranstaltung nicht mehr.

In einem Brief beschwor Albert Mangelsdorff letzten Monat Kultursenator Flierl, dem TMM eine Chance zu geben: „Berlin setzt ein wesentliches Stück internationaler Akzeptanz aufs Spiel, wenn es diesem Forum die Existenzgrundlage entzieht.“ Das TMM 2003 findet vom 6. bis 8. November im Podewil statt – mit Cecil Tayler, der in New York gerade für sein Lebenswerk ausgezeichnete wurde. Urs Jaeggi und andere Künstler stellten Arbeiten zur Verfügung, deren Erlös bei der Finanzierung des TMM helfen soll ( www.free-music-production.de ).

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