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Kultur: Totentanz

Jannis Kounellis’ Arbeiten im Schinkelpavillon

Beinprothesen aus Leder, Kunststoff oder Metall stehen vor den Fenstern des Schinkelpavillons. Ihre Farbe ist abgeblättert vom häufigen Gebrauch. Ihre Form macht die Stümpfe vorstellbar, auf die sie einmal gepasst haben. Der Blick auf die anonymen Objekte wirkt grausam intim. Neben der Armee von Einbeinigen hängen die bunten Tanzschuhe der Frauen, in Paaren komplett. Mit „Danza della Morte“ greift der 75-jährige arte povera-Künstler Jannis Kounellis den Vanitas-Gedanken auf. Nur der Tod ist sicher. Überschwängliche Lebensfreude kann kippen, mit einem Bein steht der Mensch im Grab.

Kounellis hat sich für die Arbeit von den Totentanz-Darstellungen auf der Luzerner Spreuerbrücke aus dem 17. Jahrhundert inspirieren lassen. In 67 Szenen warnt dort der Maler Kaspar Meglinger die Passanten, dass ihnen Ruhm, Reichtum, Schönheit nichts nützen, denn im Tod sind alle gleich. Entstanden ist Kounellis’ Installation für die Hallen der Leipziger Baumwollspinnerei. Im Schinkelpavillon stellt sich eher eine Verbindung zum Außenraum her. Der Blick auf den verkorksten Schlossplatz erinnert an die Vergänglichkeit von Machtsystemen. Die improvisierte Umgebung dämpft eine Schwäche der Arbeit. Ganz so pittoresk ist er nicht, der verdammte Tod. Simone Reber

Bis 19.10., Schinkelpavillon, Oberwallstrasse 1, Do–So 12–18 Uhr.

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