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Kultur: Träumen kann jeder

POP

Um neun werden die roten Peperoni am Mikrofonstativ illuminiert, die Nationalgalerie auf der Museumsinsel pastellig bestrahlt. Calexico aus Tucson, Arizona, haben sich mit etlichen zauberhaften Konzerten und einigen exzellenten Alben, zuletzt „Feast Of Wire“, längst in die Herzen unzähliger Fans gespielt. Ohne schicke Trends zu bedienen. Joey Burns trägt ein kariertes Cowboyhemd über Jeans, hängt sich eine Akustikgitarre um. Und schon sind wir in der Wüste Arizonas, wo die Berge rot in der Sonne flirren. Zwischen Thrift Shops, Wüstenbars und Strip-Schuppen. Gaunern, Dealern, Schmugglern. Staubige Hitze. Bilder steigen auf wie aus Filmen von John Ford und Sergio Leone. Aus Geschichten von Carlos Fuentes und Luis Urrea. Über Grenzgänger. Gewinner und Verlierer. Verzweifelte Menschen in mexikanischer Armut, die jenseits des Zaunes vom Eldorado in den USA träumen. Zerrende Pedal-Steel-Gitarre. Strahlende Mariachi- Trompeten. Jakob Valencuela und Martin Wenk wechseln die Instrumente: Gitarre, Vibraphon, Melodica, Akkordeon. Schütteln Schüttelrohre, klopfen Hölzchen. Rechts ein bauchiger Kontrabass. Und John Convertino am kleinen Ludwig-Schlagzeug rührt abwechselnd mit Besen und Stöcken in dieser wunderbaren Mischung aus Pop, Jazz, Country, Folk. Polka, Tango, Samba, Walzer. Joey wechselt von spanischem Nylon zu amerikanischem Stahl, von Spaghettiwestern zu Surf-Twang. „Guttööhn Abbööhnd“ sagt die zierliche Französin Francoiz Breut. Und zusammen singen sie die zauberhafte „Ballad of Cable Hogue“ und ein paar Songs von ihrer Platte. Francoiz geht, und Calexico drehen nochmal auf. 27 Songs in zwei Stunden. Phantastische Band!

H.P. Daniels

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