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Widerstand zwecklos. Miss San Antonio (Amber Heard) im Tête à Tête mit Machete (Danny Trejo).

©  Universumfilm

Trashfilm vom Feinsten: "Machete Kills": Gangster, Wummen, Amazonen

Mordlustige Huren mit MG's in lederner Reizwäsche? Zerknautschte Einzelkämpfer, die es mit weltmachtlüsternen Schizos aufnehmen? Gibt's alles in „Machete Kills“ von Robert Rodriguez. Und noch viel mehr.

Der Mann hat eine Visage wie ein ausgetrocknetes Flussbett, Augenringe tief wie Vulkankrater und einen stoischen Blick, der einem Meteoriteneinschlag standhalten würde. Wenn er redet, dann nur in wortarmen Hauptsätzen, und über sich selbst ohnehin nur in der dritten Person.

Machete nennt er sich, wie die Waffe, die seine Gegner reihenweise aufschlitzt oder enthauptet – ein Tötungsverfahren, mit dem es die schweigsame Figur nun schon zu ihrem zweiten Kinofilm gebracht hat. Als Liebhaber des trashigen Bahnhofskinos der siebziger Jahre hatte Robert Rodriguez vor drei Jahren seinem langjährigen Nebendarsteller Danny Trejo die skurrile Rolle des mexikanischen Schwert-Helden auf den massigen Leib geschrieben und mit seiner Genrehommage „Machete“ nicht nur seine Hardcore-Fans begeistert. Köpfe und Gliedmaßen wirbelten durch die Luft, Blutfontänen spritzen malerisch über die Leinwand – ein furios inszenierter Slasher-Film, der augenzwinkernd mit seinem Trash-Appeal kokettierte.

Doch so wie schon die B-Movie-Kultur der siebziger Jahre von der Redundanz lebte, lässt sich auch aufgewärmte Kinokost nicht endlos recyceln. Im Nachfolgewerk „Machete Kills“ sind nun die Ermüdungserscheinungen des Verfahrens spürbar. Die Figur des vernarbten Einzelkämpfers wirkt zwar nicht gerade ausgebrannt, aber deutlich angekokelt, und schleppt sich ohne innovatives Potenzial durch den turbulenten Plot. Im Auftrag des US-Präsidenten (Charly Sheen) tritt Machete zunächst gegen einen schizophrenen Gangster an, der den Zünder einer Atomrakete direkt ans eigene Herz gekoppelt hat. Später muss er einem größenwahnsinnigen Waffenhersteller (Mel Gibson) das Handwerk legen, der in bewährter James-Bond-Bösewicht-Manier nach der Weltherrschaft strebt.

Gewürzt wird das ausufernde Hauen, Stechen, Ballern und Schlitzen durch eine beträchtliche Dosis femininer Kampfkraft. Mordlustige Prostituierte bringen Maschinengewehre, die in die lederne Reizwäsche integriert sind, effektvoll zum Einsatz. Lady Gaga hat einen kurzen Auftritt als transsexuelle Kopfgeldjägerin. Amber Heard reüssiert als barbieblonde „Miss San Antonio“ und waffenvernarrte Doppelagentin. Michelle Rodriguez organisiert als Revolutionärin mit Augenklappe erneut den Widerstand der illegalen Immigranten und rekrutiert mit der griffigen Formel „Keine Welt, kein Mexiko!“ ihre patriotischen Gefolgsleute für die globale Rettungsaktion.

Im ersten Teil hatte Roberto Rodriguez das Genre noch auf charmant-trashige Weise politisiert: Er zettelte einen Aufstand der Einwanderer an, die mit großkalibrigen Waffen, frisierten Autos und einer Menge Gärtnerwerkzeug gegen die reaktionäre Bürgerwehr ins Feld zogen. Von dem subversivem Agitprop ist im Sequel kaum mehr etwas übrig, auch wenn hier in Tunneln unter einer neuen Mauer zwischen den USA und Mexiko reger Grenzverkehr herrscht. Zwar konstruiert Rodriguez erneut lustvolle Momente cineastischen Irrsinns, aber für 107 Minuten Laufzeit reicht das Chaospotenzial nicht. Besonders das Finale verzettelt sich im Wust des Selbstzitats – Grund genug, dem angekündigten Finale der TrashTrilogie, „Machete Kills … in Space“, nur bedingt euphorisch entgegenzusehen.

In zwölf Kinos; Originalversion im

Cinestar SonyCenter

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