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Kultur: Traumhäuser

Würfel plus Wolke: Zwei Kunsthallen für Berlin?

Noch steht er nicht, der bunte Würfel, der statt der Wolke als temporäre Kunsthalle von der Senatskulturverwaltung den Zuschlag erhielt. Doch schon einen Tag nach der Entscheidung ist er prall gefüllt mit Visionen und vielen Fragen: Mit welchen Künstlern wird das Vierer-Kuratorium die Kiste des Wiener Architekten Adolf Krischanitz zwei Jahre lang bespielen? Wie attraktiv kann ein schlichter Kubus am prominenten Schlossplatz sein? Wer hat hier über wen den Sieg davon getragen: etablierte Sammler wie Dieter Rosenkranz, der durch die Stiftung „Zukunft Berlin“ den Bau finanziert, über die jungen Aufsteiger vom glamourösen Architekturbüro Graft und dem Lifestyle-Kunstmagazin „Monopol“, die Initialzünder über die Trittbrettfahrer? Und: Wird die Ausstellungshalle überhaupt noch gebraucht? Hat sich die Kunst nicht längst ihre Ausweichplätze in privaten Sammlungen und Galerien gesucht?

Noch will das White Cube-Projektteam um Coco Kühn und Constanze Kleiner nichts verraten. Mal ist von acht bis zehn Einzelausstellungen die Rede, dann wieder von Gemeinschaftspräsentationen mit dem Daad. Die Sterne vom Himmel wollen die beiden Initiatorinnen nicht versprechen, eine Olafur-Eliasson-Performance wie in der Londoner Tate-Gallery oder eine Mega-Schau von Tacita Dean wie im Basler Schaulager können sie auf ihren 600 Quadratmetern Ausstellungsfläche kaum zustande bringen. Sie verstehen den an sie erteilten Auftrag vor allem pragmatisch, als symbolischen Schritt zur bleibenden Kunsthalle hin. Erste konkrete Ankündigungen zum Programm soll es „noch vor Weihnachten“ (Kuratoriumsmitglied Julian Heynen, Direktor des K 21 in Düsseldorf) geben, der Start ist im April parallel zur sechsten Berlin-Biennale geplant.

Ungebrochene Kampfesstimmung derweil im Graft-Lager. Dort will man weiterhin die Wolke einschweben lassen – „in Berlin oder auch anderswo“. Die Gespräche mit Sponsoren, an denen es für das 10-Millionen-Euro-Projekt trotz Fristverlängerung bislang scheiterte, laufen weiter. Zur großen Überraschung ist als Standort weiterhin der Schlossplatz im Gespräch. Weil der White Cube auf der Schlossfreiheit stehen wird, wäre das Palast-Grundstück noch immer frei. Die Wolken-Macher hoffen nun auf Kunsthalle Nummer zwei – in Sichtweite des White Cube. Nicola Kuhn

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