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Kultur: Traumpaar

Jetzt auf CD: die Salzburger „Traviata“ mit Netrebko

Die Salzburger „Traviata“ dieses Sommers war in jeder Hinsicht extraordinär: Wann gab es je einen so hysterischen Medienrummel, wann einen derartigen Run auf die Tickets? Die größte Sensation der Neuinszenierung aber war vielleicht, dass sie im Fernsehen besser wirkte als auf der Bühne. Nahaufnahmen von Sängern bei der Arbeit sind normalerweise desillusionierend – hier aber darf man zwei Menschen ins Antlitz sehen, die einander tatsächlich verfallen scheinen. Höhepunkt des Liebesspiels: die Tollerei zwischen geblümten Sofakissen am Beginn des zweiten Akts. Anna Netrebko als plebejischer Fremdkörper im hochadeligen Milieu, Rolando Villazon als naiver Südfranzose, den die Pariser Gesellschaft noch nicht zum zynischen Snob gezähmt hat – eine Traumbesetzung.

Nichts wäre Netrebkos Exklusivlabel, der Deutschen Grammophon, lieber, als diese „Traviata“ als DVD zu vermarkten. Doch noch kämpft man um Verwertungsrechte, so dass sich die Veröffentlichung der Homevideoversion im ungünstigsten Fall noch ein Dreivierteljahr hinziehen kann. Also hat die Plattenfirma zunächst den „Audio-Mitschnitt“ des Großereignisses gepresst, in zwei Versionen: als Querschnitt-CD und als Gesamtaufnahme für jene altmodischen Opernfans, die sich noch den Luxus des „ganzen Werks“ leisten. Und wieder überrascht die Konserve: keine Spur von den Koordinationsschwierigkeiten zwischen Bühne und Orchestergraben, die die Kritiker moniert hatten. Die Wiener Philharmoniker glühen vor Leidenschaft, der Chor klingt blendend, und Dirigent Carlo Rizzi sorgt von der ersten Szene an für vibrierende Spannung.

Die zweite und die letzte Aufführung der Serie dienten als Arbeitsgrundlage der Tontechniker, erfährt man bei der Grammophon. Und auch Thomas Hampson war an diesen Abenden hörbar besser als bei der Premiere: Jetzt kann er seinen Samtbariton auch zur aristokratischen Unerbittlichkeit verhärten, wenn er als Vater Germont Violetta zum Verzicht auf ihr Lebensglück zwingt. Für das Protagonistenpaar Villazon/Netrebko muss man keine Werbung mehr machen – das erledigen die beiden schon selber: zum Beispiel am heutigen Sonntag, wenn sie ab 22 Uhr im ZDF bei der „Echo“-Preisverleihung auftreten.

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