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Kultur: Traumpräsident

Vaclav Havel wird 70 – und Berlin feiert ihn

Ein Dissident als Präsident, das war die Pointe, in der 1989 die „samtene Revolution“ in Prag gipfelte. „Ich war ein Träumer und zugleich viel realistischer als die meisten Mitbürger“, hat Vaclav Havel über sich selber gesagt. Der Dichter, der heute seinen 70. Geburtstag feiert, war noch Anfang 1989 als „Wiederholungstäter“ zu neun Monaten Haft verurteilt worden, weil er an einer Protestveranstaltung teilnehmen wollte. Am 29. Dezember 1989 wurde er auf Druck des Volkes von den ehemals kommunistischen Vertretern der tschechoslowakischen Bundesversammlung zum Staatspräsidenten gewählt. 1993, nach der Trennung von der Slowakei avancierte er zum tschechischen Präsidenten. Seine zweite Amtszeit endete 2003.

„Prosim struche“ (Bitte kurz fassen“) heißt das vor kurzem erschienene Buch, in dem Havel seine Zeit als Staatsoberhaupt reflektiert. Der Sohn eines Bauunternehmers durfte an keiner geisteswissenschaftlichen Fakultät studieren und schlug sich als Taxifahrer und Bühnenarbeiter durch. Seine Stücke „Das Memorandum“ und „Erschwerte Möglichkeit der Konzentration“ erregten Aufsehen. Weil Havel zu den Wortführern des Prager Frühlings von 1968 gehörte, erhielt er Aufführungs- und Publikationsverbot. 1977 war er Mitgründer der Bürgerrechtsbewegung Charta 77. In Berlin wird Havels runder Geburtstag am 6. und 7. Oktober (20 und 21 Uhr) im Haus der Festspiele gefeiert. Auf dem Programm stehen szenische Lesungen, eine Bühnenbild-Ausstellung, Diskussionen und ein Auftritt der legendären Band „Plastic People of the Universe“. chs

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