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Kultur: Trefflich

Martin Grubinger spielt in der Philharmonie.

Das Unerhörteste ist die Kontrolle, die alle Klanggewitter des Projekts „Planet Percussion“ zusammenhält: Martin Grubinger, der Multipercussionist aus Salzburg, kommt mit 30 Musikern in die Philharmonie, um zu zaubern, maschinelle Präzision von lebendigen Menschen. Das Zirzensische ist eingeplant. Und erreicht einen Gipfel, wenn Grubinger als Paganini der kleinen Trommel artistische Späße einbaut, die einzige Koketterie des Abends.

Da überschreiten die „Rhythmen der Welt“ gerade die dritte Konzertstunde, und im Publikum pfeift die Begeisterung. Viele Partner des Marimbaphon- Stars sind Schlagzeuger wie er, darunter Louis Sanou aus Burkina Faso, hinzu kommen aber auch Streicher, ein klangprächtiger Blechsatz, ein Pianist, E-Bass. So passt es, mit einer „Wiener-Philharmoniker-Fanfare“ von Richard Strauss zu eröffnen, denn alle Mitglieder sind ausgewiesene Künstler. Grubinger hat Erfahrung mit Symphonieorchestern als deren Solist und Artist in Residence am Gewandhaus. Sie spielen stochastischen Iannis Xenakis wie die Schamanen, Keiko Abe romantisch klangexperimentell, Piazzolla- und Bernstein-Arrangements, „Westside Story“ als bombige Amerika-Apotheose.

Seinen Kern hat das Ganze in dem wesensgleichen Feeling von Vater Martin Grubinger und Sohn Martin Grubinger, Lehrer und überragender Schüler. Sie verkörpern mit Schlägeln, Stöcken und Rhythmusinstrumenten eine synchrone Präzision, die magisch wirkt und das Ensemble in unterschiedlichster Besetzung befeuert. Wo findet man das sonst schon in der Musik, dass alles klappt und nichts klappert! Es ist musikalische Unterhaltung mit tieferer Bedeutung, weil sie die Grenze des menschlich Machbaren strapaziert. Sybill Mahlke

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