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Kultur: Treppenläufe

Zum Vergleich: die Entrées internationaler Museen.

Die Zeiten, in denen Museumsdirektoren ihre Besucher mit Handschlag begrüßten, sind vorbei. Im Entrée des Bodemuseums lässt sich noch erkennen, dass man dort einst nur wenig Publikum empfing. Garderobe und Kasse befinden sich links und rechts des Eingangs hinter winzigen Durchreichen. Anders als zu ihren Gründungszeiten müssen die großen Museen der Welt mittlerweile gewaltige Publikumsströme kanalisieren.

Der Louvre in Paris – mit rund zehn Millionen Besuchern 2012 das international meistfrequentierte Haus – entschied sich schon Ende der Achtziger zu einem radikalen Schritt. Als Grand Projet von nationalem Rang entstand im Innenhof eine gläserne Pyramide von I. M. Pei als zentraler Eingang. Von hier aus verteilen sich die Besucher in die verschiedenen Trakte, zumeist ausgestattet mit einem Saalplan, in dem die Hauptwerke verzeichnet sind – voran die „Mona Lisa“.

Eine befriedigende Lösung stellt diese Art der Verteilung trotzdem nicht dar. Die seit Eröffnung der Pyramide nochmals enorm gestiegene Besucherzahl verursacht mittlerweile erneut Staus vor den Kassen, Taschenkontrollen und Rolltreppen. Damals galten sie als Skandalon, verdeutlichten sie doch den neuen Kaufhausappeal von Museen. Vier Jahre später wurde die Pyramide unterirdisch tatsächlich an eine Einkaufsmeile angeschlossen, das Carrousel du Louvre.

Für das British Museum in London entwickelte Norman Foster ebenfalls eine Lösung durch den Umbau des Innenhofs. Er überbaute die 7100 Quadratmeter große Fläche, in deren Zentrum sich der Lesesaal der British Library befindet, mit einem gläsernen Dach. Vom zentralen Eingang aus öffnet sich der Weg ungehindert in alle Richtungen. In der neu entstandenen Halle, dem größten überdachten öffentlichen Platz in Europa, sind neben den Kassen auch Buchladen und Cafeteria untergebracht. Allerdings diskret im Hintergrund – das Entree dient dem Gebäude, dann erst dem Kommerz. NK

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