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Kultur: Tu felix Italia

Die Berliner Symphoniker huldigen Mendelssohn

Der Herr, der da auf die Bühne gebeten wird, ist nicht der Komponist – obwohl es sich doch um eine Uraufführung handelt. Marcello Bufalini wird am Sonntagnachmittag in der Philharmonie heftig beklatscht, weil er ein Fragment von Felix Mendelssohn Bartholdy vervollständigt hat. 1997 war in Oxford das Manuskript eines 1840 begonnenen E-Moll-Klavierkonzerts aufgetaucht. Eine kleine Sensation, die unbedingt in präsentable Form gebracht werden musste, befand der italienische Maestro Bufalini, und machte sich – ganz im Geiste des Schöpfers – ans Werk. Was sein Landsmann Roberto Prosseda nun mit den Berliner Symphonikern unter Lior Shambadal vorstellte, reicht zwar nicht an die Qualität des Violinkonzertes heran, passt aber bestens ins Bild des „Märchenromantikers“ Mendelssohn: Der Eröffnungssatz huscht elfenhaft vorüber, mit gelegentlichem Wetterleuchten im Orchester. Im Andante stimmt die Oboe einen traurigen Walzer an, der Solist scheint gedankenverloren zuzuhören, bevor er pianissimo entschwebt. Quirlig dann das Finale, ganz im Klanggewand der Wiener Klassik, mit viel virtuosem Passagenwerk und einer verträumten Kadenz als retardierendem Moment. Dass die Symphoniker und Prosseda das Konzert ab 15. Februar im Rahmen einer Tournee in Mendelssohns Sehnsuchtsland Italien bringen, hätte dem Komponisten sicher gefallen.

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